Gedenktafel in Cottbus: Bilillee Machbuba und die Erinnerung an Sklaverei

Gedenktafel in Cottbus: Bilillee Machbuba und die Erinnerung an Sklaverei

Cottbus, Deutschland - In Cottbus wurde am Mittwoch ein bedeutsames Zeichen gesetzt: Eine Gedenktafel für Bilillee Machbuba, ein junges Mädchen und Sklavin des Fürsten Pückler, wurde eingeweiht. Die Tafel befindet sich an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und ist Teil des Projekts „Frauenorte“, das die Lebensgeschichten einzelner Frauen in Deutschland in den Fokus rückt. Diese Ehrung steht für eine Auseinandersetzung mit der kolonialen Geschichte und den Erfahrungen von Frauen, die oft im Schatten stehen.

Bilillee Machbuba kam um 1825 im Königreich Gumma, dem heutigen Äthiopien, zur Welt. Ihre Kindheit war von tragischen Schicksalsschlägen geprägt: Als sie elf Jahre alt war, wurden ihre Eltern ermordet, und sie wurde von Sklavenhändlern gefangen genommen. Diese brachten sie über hunderte von Kilometern zu einem Sklavenmarkt in Kairo oder Khartum, wo sie schließlich im Alter von etwa zwölf Jahren von Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau gekauft wurde. Damals war Pückler 52 Jahre alt und befand sich auf einer ausgedehnten Reise, während der er Machbuba als seine „Mätresse“ bezeichnete.

Eine tragische Geschichte

Bald nach ihrem Kauf begleitete Bilillee Pückler auf seinen Reisen durch Europa. Sie wurde den europäischen Adligen vorgestellt und lebte mehrere Jahre in dieser fremden Welt. Als sie schließlich 15 oder 16 Jahre alt und geschwächt in Muskau ankam, war ihre Lebenszeit jedoch bereits bedroht. Sie lebte nur noch etwa sechs Wochen und unternahm sogar einen gescheiterten Selbstmordversuch. Kurz vor ihrem Tod sang sie über 120 Oromo-Lieder aus ihrer Kindheit einem sorbischen Pfarrer vor.

Die Gedenktafel soll dazu anregen, über Bilillees schmerzliche Erfahrungen und die damit verbundene koloniale Vergangenheit nachzudenken. BTU-Präsidentin Gesine Grande hob hervor, wie wichtig die Auseinandersetzung mit kolonialer Gewalt ist und was sie für die europäische Erinnerungspolitik bedeutet.

Bilillee Machbuba und Ihr Erbe

Obwohl Machbuba in einem fremden Land als Sklavin lebte, hinterließ sie eine bleibende Spur. Ihr Name, der „Geliebte“ bedeutet, wurde von Pückler ihr gegeben und ist zentral für ihre Identität. Auch nach ihrem Tod am 27. Oktober 1840 bleibt ihr Erbe lebendig. Ihre Lieder, die sie dem Sklaventutor Karl Tutschek beibrachte, wurden für seine Arbeiten an einem Oromo-Wörterbuch verwendet. Über 150 Jahre nach ihrem Tod fanden diese Lieder 1997 ihren Weg ins Englische, und ein Teil von ihnen wird als „lebende Bibliothek der Oromo-Lieder“ angesehen.

Rund um Cottbus gibt es mittlerweile drei weitere „Frauenorte“, die unterschiedlichen Frauen gewidmet sind. Diese Gedenkorte sind nicht nur eine Hommage an die Vergangenheit, sondern auch ein Zeichen für die fortlaufende Diskussion über Gender, Kolonialismus und unsere gemeinsame Geschichte. Der neue Gedenkort für Bilillee Machbuba soll nicht nur erinnern, sondern auch ermutigen, sich aktiv mit diesen Themen auseinanderzusetzen.

Weitere Details und tiefere Einblicke in Bilillee Machubas Leben finden sich unter den Berichten von RBB24 sowie auf Wikipedia.

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OrtCottbus, Deutschland
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