Unbeschreiblich weiblich: DDR-Kunst zeigt starke Frauen in Cottbus

Unbeschreiblich weiblich: DDR-Kunst zeigt starke Frauen in Cottbus

Cottbus, Deutschland - Im Dieselkraftwerk Cottbus dreht sich derzeit alles um die facettenreiche Kunstszene der DDR. Die Ausstellung „Unbeschreiblich weiblich“ zeigt bis zum 10. August ein eindrucksvolles Bild von Frauen in der DDR und beleuchtet dabei die Arbeiten wenig bekannter Künstler:innen. Ein Highlight ist die Zeichnung „Frau im Rad“ von Sabine Herrmann, die das Spannungsfeld zwischen Verletzbarkeit und Beharrlichkeit thematisiert. Monika Geilsdorf, die sich 1976 in einem Selbstporträt stolz als junge Frau präsentiert, spiegelt die Realität der Gleichberechtigung. Hans Jüchser hat 1894 ein eindrucksvolles Porträt seiner Ehefrau Helga geschaffen, das stilistisch in eleganter Pose besticht.

Die Atmosphäre der Ausstellungen wird durch die Fotografien von Evelyn Richter bereichert, die Arbeiterinnen am Arbeitsplatz im Mittelpunkt hat, während Rudolf Bergander 1955 die „Trümmerfrauen“ im sanften Realismus malt. Besonders berührend ist eine Bildstrecke, die Themen wie den alternden Körper und Einsamkeit behandelt. Dazu gehört auch die Fotografie von Gundula Schulze Eldowy, die Tamerlan, eine alte Frau, über Jahre hinweg begleitet hat. Eine begleitende Kabinettausstellung beleuchtet zudem das jugendliche Rebellentum und Punk in der DDR, mit einem klaren Fokus auf lokale Akteure.

Ein Blick in die Vergangenheit

Wer sich für die kulturellen Strömungen der DDR interessiert, hat im Dieselkraftwerk Cottbus noch mehr Möglichkeiten. So läuft die Ausstellung „Gegen den Strich oder die getanzte Wut“ bis zum 17. August und die Schau „Sendung aus dem Gegenraum“ ist bis zum 24. August zu sehen. Letztere behandelt Strategien der Vernetzung unter staatlicher Kontrolle und zeigt unter anderem Porträts junger Frauen im Stil der 1920er Jahre von Clemens Gröszer. Auf einer handgezeichneten Liste aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv finden sich „negativ-dekadente Jugendliche“, die als Teil der Szene wahrgenommen wurden.

Plakate, Fotos und Film-Ausschnitte geben einen lebendigen Einblick in die Punkszene der damaligen Zeit. Ein Zitat von Lutz Dammbeck reflektiert die Verbindung zwischen Staatskünstlern und der konterrevolutionären Avantgarde, während die Ausstellungen ein entspanntes Verhältnis zur Heroisierung des Dissidententums zeigen. Spannend sind auch die Plakate von Eigen + Art, die die Anfänge der Galerie in einer Dachgeschosswohnung in Leipzig im Jahr 1983 dokumentieren.

Musik als Widerstand

Ein weiteres Highlight im Dieselkraftwerk war die Wanderausstellung „Freejazz in der DDR. Weltniveau im Überwachungsstaat“. Diese Ausstellung, die in Kooperation zwischen Erinnerungslabor Berlin und dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte entstand, thematisierte die spannende Entwicklung der Freejazz-Szene in der DDR. Trotz eines Überwachungsstaates blühte diese Musikrichtung ab den frühen 1970er Jahren und brachte international gefragte Musiker:innen hervor.

Der Eröffnungstag, der 21. November 2013, samt Konzert von Helmut „Joe“ Sachse und Uwe Kropinski war ein voller Erfolg. Exponate, die aus der Sammlung des Kunstmuseums stammen, dokumentieren die kreative Kraft dieser Bewegung. Ebenso spannend sind die Reaktionen des Staates, die von Unverständnis bis hin zu Druck und Förderangeboten reichten. Die Ausstellung beleuchtete die Spiel- und Genussfreude der Freejazz-Szene und bietet einen interessanten Recall auf die kulturelle Wiege der DDR.

Das Dieselkraftwerk Cottbus bleibt ein wichtiger Ort, um die Kulturgeschichte der DDR lebendig zu halten. Es bietet nicht nur einen Blick auf die Vergangenheit, sondern spiegelt auch, wie Kunst und Musik eine Stimme im Widerstand gegen die staatliche Kontrolle fanden. Wer sich für diese Thematik interessiert, ist herzlich eingeladen, die laufenden Ausstellungen zu besuchen und in eine epochale Zeit einzutauchen.

Mehr zu den laufenden Ausstellungen können Sie in den Berichten der taz und von Niederlausitz Aktuell nachlesen.

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OrtCottbus, Deutschland
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