Kollaps des Westantarktischen Eisschilds: Dringender Handlungsbedarf!

Erfahren Sie, wie das Potsdam-Institut durch aktuelle Studien den Kollaps des westantarktischen Eisschilds und dessen Auswirkungen auf den Meeresspiegel beleuchtet.
Erfahren Sie, wie das Potsdam-Institut durch aktuelle Studien den Kollaps des westantarktischen Eisschilds und dessen Auswirkungen auf den Meeresspiegel beleuchtet. (Symbolbild/MB)

Kollaps des Westantarktischen Eisschilds: Dringender Handlungsbedarf!

Potsdam, Deutschland - Der westantarktische Eisschild steht vor entscheidenden Jahren, die weitreichende Folgen für den globalen Meeresspiegel haben könnten. Laut einer Studie, die in „Communications Earth & Environment“ veröffentlicht wurde und unter anderem vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mitverfasst wurde, könnte ein möglicher Kollaps des Eisschilds über mehrere Jahrhunderte einen Anstieg des Meeresspiegels um bis zu vier Meter zur Folge haben. Das Forschungsteam, das neben PIK auch das norwegische Forschungszentrum NORCE und die Northumbria University umfasst, hat 800.000 Jahre Modellsimulationen analysiert, um die Reaktionen des Eisschilds auf vergangene Klimaschwankungen zu untersuchen. Dabei wurden zwei stabile Zustände des Eisschilds identifiziert: eines, in dem der Eisschild noch vorhanden ist, und ein anderer, der einen zusammengebrochenen Zustand zeigt. Der Hauptgrund für den Wechsel zwischen diesen Zuständen ist der Anstieg der Meerestemperaturen rund um die Antarktis. Weiters zeigt die Studie, dass der Ozean, nicht die Atmosphäre, die Wärmequelle für das Schmelzen des Eises ist.

Die Dringlichkeit ist dabei nicht zu übersehen: Um katastrophale Szenarien zu vermeiden, sind umgehende Maßnahmen zur Emissionssenkung notwendig. Das Forschungsteam hebt hervor, dass der Eisverlust selbstverstärkend wirkt und schwer zu stoppen sein könnte. Ein vollständiger Rückkehrprozess zu einem stabilen Zustand nach einem Kollaps könnte Tausende von Jahren in Anspruch nehmen. Die Erkenntnis, dass der Eisschild in Jahrzehnten destabilisiert werden kann, obwohl er Zehntausende von Jahren benötigt, um zu wachsen, macht deutlich, dass rasches Handeln gefordert ist. Ein Rückgang des Eisschilds könnte nicht mehr abgewendet werden, sobald der Meeresspiegel eine Erhöhung von vier Metern erreicht hat, was als Kipppunkt angesehen wird. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf Küstenregionen weltweit, wobei Experten vor den wirtschaftlichen Folgen warnen.

Neue Hoffnung: Eisschild wächst

Während das Szenario dramatisch klingt, gibt es auch Lichtblicke. Laut aktuellen Forschung-und-Wissen Berichten hat der antarktische Eisschild erstmals seit Jahrzehnten an Masse zugenommen. Diese positive Entwicklung hat den globalen Meeresspiegelanstieg in den letzten Jahren reduziert. Eine Studie der Tongji University zeigt, dass zwischen 2021 und 2023 das Eis jährlich um 107,79 Gigatonnen gewachsen ist. Der Grund für diesen Anstieg sind hohe Niederschlagsmengen, die zu einer Rekordzunahme der Eismasse beigetragen haben.

Frühere Analysen hatten gezeigt, dass der Eisschild, insbesondere in der Westantarktis und auf der antarktischen Halbinsel, kontinuierlich Masse verloren hat, während die Gletscher in der Ostantarktis stabil waren. Die Satellitendaten von GRACE und GRACE-FO zeigen, dass das Eisschild in den Jahren 2021 bis 2023 trotz seiner vorherigen Verluste eine Wende genommen hat. Doch der Beitrag des antarktischen Inlandeises zum globalen Meeresspiegelanstieg bleibt ein heikles Thema, da die Gletscher in der Westantarktis weiterhin gefährdet sind.

Klimawandel und seine Auswirkungen

Der Klimawandel spielt eine zentrale Rolle in der Situation des Eisschilds. Wie das Umweltbundesamt erläutert, hat sich die Antarktis in den letzten 50 Jahren stark erwärmt. Besonders die Antarktische Halbinsel verzeichnete einen Temperaturanstieg von 2,6 °C. Anpassungen im Ökosystem sind spürbar, und dadurch steigt der Druck auf viele Arten. Nicht nur der Krillbestand verringert sich, sondern auch heimische Vogelarten ziehen sich in kühlere Gebiete zurück, während sich subantarktische Arten nach Süden bewegen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Schicksal des westantarktischen Eisschilds ist komplex und wirft viele Fragen auf. Während die jüngsten Daten zu einer Zunahme der Eismasse Anlass zur Hoffnung geben, mahnen die Warnungen der Wissenschaftler zur Eile im Bezug auf Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und der Emissionssenkung. Da liegt was an – und wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen.

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OrtPotsdam, Deutschland
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