Brandenburg vor Gesundheitskrise: 700.000 Menschen brauchen Hilfe!
Brandenburg steht vor gravierenden Herausforderungen in der ambulanten Gesundheitsversorgung: 700.000 Menschen riskieren Versorgungsengpässe.

Brandenburg vor Gesundheitskrise: 700.000 Menschen brauchen Hilfe!
In Brandenburg machen sich zahlreiche Experten und Vertreter von Heilberufen große Sorgen um die Zukunft der Gesundheitsversorgung im Bundesland. Vor allem in ländlichen Gebieten stehen die Alarmglocken hoch, denn die Signale weisen klar in eine besorgniserregende Richtung. Laut einem Bericht von Ärzteblatt könnten bis zu 700.000 Menschen ihre Apotheke in der Nachbarschaft verlieren. Auch die zahnärztliche Versorgung ist gefährdet – so könnten etwa 600.000 Menschen nicht mehr einfach einen Zahnarzt aufsuchen.
Es gibt derzeit 400 Hausarztstellen, die unbesetzt sind. Ein Drittel der praktizierenden Hausärzte hat bereits das 60. Lebensjahr überschritten, und bei den Fachärzten sind es 29 Prozent. Romy Ermler, Präsidentin der Landeszahnärztekammer Brandenburg, warnt, dass bis 2030 rund 40 Prozent der aktiven Zahnärzte in den Ruhestand gehen werden. In diesem Kontext wird deutlich, dass auch die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) eine deutliche Warnung ausgibt: Die medizinische Versorgung sei ein gesetzlicher Auftrag, der in Gefahr sei, nicht erfüllt werden zu können.
Alarmierende Zahlen und unklare Nachfolgeregelungen
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass rund 50 Prozent der Zahnarztpraxen keine Nachfolger finden konnten. Auch im Apothekenbereich ist die Situation nicht besser: 35 Prozent der Apotheker im Land sind bereits über 60 Jahre alt, und 142 Apothekeninhaber haben unklare Nachfolgeregelungen. In den letzten drei Jahren wurden zudem 36 Apotheken geschlossen, was die Gesundheitsversorgung weiter erschwert. Katrin Wolbring, Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer Brandenburg, schätzt, dass bis 2030 insgesamt 338 Apotheker in den Ruhestand gehen werden.
Die KVBB verlangt eine verstärkte Unterstützung für die Niederlassung von Ärzten, wozu finanzielle Anreize und eine bessere Infrastruktur gehören müssen. Gesundheitsministerin Britta Müller schlägt die Errichtung von „Polikliniken de luxe“ vor, um eine zentrale Anlaufstelle für Patienten zu schaffen. Diese Einrichtungen könnten durch Synergieeffekte die Gesundheitsversorgung verbessern, jedoch äußert Detlef Troppens, Vorstandschef der Landeskrankenhausgesellschaft, Skepsis gegenüber diesem Modell, da rechtliche Unsicherheiten nach wie vor bestehen.
Die Situation in den Ausbildungsstätten
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Ausbildung im Gesundheitswesen. Brandenburg ist das einzige Flächenland ohne ein Pharmazie- oder Zahnmedizinstudium, was die Nachwuchsproblematik zusätzlich verschärft. Vertreter der Apotheker und Zahnmediziner fordern daher Studiengänge an der neuen Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem (MUL-CT). Zudem gibt es Überlegungen für einen bundesweiten Modellstudiengang in Cottbus, um Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA) zu Apothekern weiterzubilden.
Am Ende bleibt die zentrale Frage, wie die Landesregierung in der Lage sein wird, praxistaugliche Instrumente auf Bundesebene durchzusetzen und die Gesundheitsversorgung in Brandenburg langfristig zu sichern. Die Ausgaben für Reformen zur Stärkung der ambulanten Versorgung sind dringend erforderlich, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. In diesen Zeiten gilt es nicht nur, einen kühlen Kopf zu bewahren, sondern auch letztlich die Weichen für eine stabile medizinische Versorgung in Brandenburg zu stellen.