Uckermark trauert um Brigitte Martin: Hüterin der Sagenwelt verstorben
Brigitte Martin, eine bedeutende Erzählerin der Uckermark, verstarb mit 87 Jahren. Ihr Werk bewahrt die Mythen und Sagen der Region.

Uckermark trauert um Brigitte Martin: Hüterin der Sagenwelt verstorben
In der vergangenen Woche nahm die Uckermark Abschied von einer herausragenden Persönlichkeit. Brigitte Martin, geboren 1939 in Königs Wusterhausen, ist im Alter von 87 Jahren verstorben und hinterlässt ein beeindruckendes Erbe in der Dokumentation und Bewahrung von Mythen und Sagen der Region. Ihr Buch „Blütenblätter im Kaffee“ versammelt Geschichten aus der Zeit der Christianisierung und bewahrt wertvolle Elemente des alten Glaubens.
Die Erzählungen, die sie zusammentrug, sind nicht nur faszinierend, sondern haben auch einen tiefen kulturellen Wert. Zu den bekanntesten Sagen gehören die Geschichte von Sabine, die im Sabinensee versank, sowie die Sage vom roten Hans, der durch die Brandschatzung der Slawenburg im Oberurckersee berühmt wurde. Auch die Erzählung über den schlafenden Riesen bei Neu Temmen ist Teil ihres beeindruckenden Werkes. Diese Geschichten sind mehr als nur Erzählungen – sie sind Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit.
Ein Leben voller Herausforderungen und Engagement
Brigitte Martins Lebensweg war geprägt von Herausforderungen und ihrem unermüdlichen Engagement für kulturelle Belange. In der DDR erlangte sie Anerkennung durch ihren Erzählband „Der rote Ballon“, in dem sie das Leben alleinerziehender Mütter thematisierte, ein Thema, das sie persönlich bewegte. Ihre Beziehung zu Robert Havemann, einem kommunistischen Widerstandskämpfer, brachte sowohl kreative Inspiration als auch erhebliche Schwierigkeiten mit sich. Die ständige Beobachtung durch die Staatssicherheit war eine belastende Realität.
Dennoch ließ sie sich nicht unterkriegen. Im Jahr 1978 besetzte sie eine zum Abriss stehende Scheune in Arnimswalde, um den Sicherheitsorganen zu entkommen. In dieser Zeit begann sie, sich intensiver mit den uckermärkischen Mythen zu beschäftigen und gestaltete Rastplätze an Orten der Sagen, die bis heute Besucher anziehen. Ihre künstlerischen Werke sind unter anderem in Libbesicke, vor der Fergitzer Kirche und an einer Kirchenruine bei Berkenlatten zu finden.
Ein bleibendes Andenken
Besonders berührend ist die Skulptur, die von ihrer Tochter Johanna gefertigt wurde und an den Sprung von Sabine am Temmener Höhenzug erinnert. Martins Arbeit hat das kulturelle Gesicht der Uckermark geprägt und wird nicht vergessen werden. Der Uckermark Kurier hatte bereits 2015 die Gelegenheit, sie zu interviewen, als sie ihre „Galerie Langer Stall“ in Arnimswalde verließ. In ihren Antworten schwang stets der Stolz auf die regionalen Sagen und ihre Geschichten mit, die sie mit Leidenschaft und Hingabe bewahrte.
Brigitte Martin wird fortan in den Herzen der Menschen weiterleben, die von ihren Erzählungen und ihrem unermüdlichen Engagement für die Sagenwelt der Uckermark inspiriert wurden. Ein bemerkenswertes Leben voller Geschichten, das die kulturelle Identität der Region nachhaltig geprägt hat. Ihre Verdienste um die Uckermark bleiben unvergessen, wie auch die Geschichten, die sie in ihrem Lebenswerk gesammelt hat. Mehr dazu berichtet die SVZ.