Letzter Kaffee in Brüssow: Bäckerei schließt, Gemeinde trauert!
Letzter Kaffee in Brüssow: Bäckerei schließt, Gemeinde trauert!
Brüssow, Deutschland - Am Dienstagmorgen ist für die Bäckerei in Brüssow endgültig Schluss. Sabine Kuschinski und Nancy Rutzen schließen die Türen zu ihrem geliebten Betrieb, nachdem Geschäftsführer Jörg Deuse sie telefonisch über die Insolvenz informiert hat. Ein herber Schlag für die beiden Frauen, die seit vielen Jahren in der Bäckerei arbeiten und sie als wichtigen sozialen Treffpunkt für die Gemeinde angesehen haben. “Wir hatten geplant, bis zur Rente hier zu arbeiten,” erzählt Kuschinski mit einem Hauch von Bedauern.
Die Folgen der Insolvenz sind bitter. Kuschinski, die selbst zu den Stammkundinnen gehörte, sagt, dass die Bäckerei für viele Menschen in Brüssow wie ein zweites Zuhause war. Stammkundin Hertha F. äußert: “Ich werde die Bäckerei vermissen. Hier habe ich regelmäßig meinen Kaffee getrunken und viele Leute getroffen.”
Der Verlust für die Gemeinde
Pfarrer Matthias Gienke und Bürgermeister Torsten Eich besuchten die beiden Frauen, um Trost zu spenden. Eich erläuterte die finanziellen Herausforderungen: “Der Umsatz hat nicht mehr ausgereicht, besonders nach der Eröffnung eines Nettomarkts mit eigener Bäckerei.” Die hohen Energiekosten und ein gestiegener Mindestlohn wurden ebenfalls von Kuschinski als wesentliche Ursachen für das Scheitern des Betriebs genannt. Die Sorgen um die Zukunft sind groß, da sich bis zum 1. Juli niemand auf den Aufruf des Bürgermeisters und des Pfarrers gemeldet hat, der auf Instagram Ideen zur Weiterverwendung des Ladenlokals sammeln wollte.
Doch nicht nur die Bäckerei in Brüssow ist von Insolvenzen betroffen. Der traditionsreiche Bäckereibetrieb Wiskandt hat ebenfalls Insolvenz angemeldet. Betroffen sind sieben Filialen und rund 50 Mitarbeiter. Das Unternehmen, das seinen Ursprung in einer Bäckerei in Pforzheim hat, wird mittlerweile von der dritten Generation der Familie geführt. Hohe Kosten für Energie und Rohstoffe sowie der Preisdruck durch Supermärkte und Discounter werden als Hauptgründe für die Insolvenz genannt. Das Umsatzniveau im Bäckerhandwerk schrumpft weiterhin, während die Kosten steigen, was die Existenz vieler kleiner Betriebe gefährdet, wie etwa das im Uckermark ansässige Unternehmen.
Ein Blick auf die Ursachen
Die Insolvenzursachen sind vielfältig. So schildern Schuldnerangaben, dass der Verlust deckungsbeitragsstarker Filialen sowie schlechte Investitionen zu den finanziellen Schwierigkeiten führten. In den letzten Jahren sind die Rohstoffkosten stark angestiegen, und die Inflation hat die Situation zusätzlich verschärft. Diese Fakten verdeutlichen, dass die Bäckerei-Branche in einer Krise steckt. Ein Beispiel ist die Hubert Auer Betriebsgesellschaft mbH & Co KG aus Graz, die ebenfalls mit Schulden von 2,563 Millionen Euro zu kämpfen hat. Trotz dieser Herausforderungen zeigt der Insolvenzverwalter Auffassung, dass eine Sanierung möglich ist.
Wie die Bäckerei in Brüssow steht auch Wiskandt vor der Herausforderung, den Betrieb aufrechtzuerhalten und gleichzeitig eine finanzielle Sanierung zu finden, um die Arbeitsplätze der Mitarbeiter langfristig zu sichern. Betroffene Mitarbeiter werden derzeit über das Verfahren und ihre finanziellen Ansprüche informiert, und ihre Löhne sind vorläufig durch Insolvenzgeld abgesichert.
In dieser schwierigen Zeit bleibt nur zu hoffen, dass neue Ideen zur Belebung des Ladenlokals in Brüssow zusammentreffen und jemand bereit ist, die Bäckerei zu übernehmen, während brennende Fragen rund um die Zukunft des Handwerks aufgeworfen werden. Die Bäckereien sind nicht nur Lebensmittelanbieter, sondern auch Orte der Begegnung und des sozialen Austauschs, was ihr Verschwinden umso schmerzlicher macht. Die beständigen Herausforderungen fordern nicht nur betriebliche Lösungen, sondern auch gesellschaftliches Bewusstsein.
Bleibt zu hoffen, dass sowohl die Bäckerei in Brüssow als auch die Wiskandt-Kette bald wieder auf die Beine kommen, damit diese Traditionsbetriebe nicht nur als Schatten ihrer selbst in die Geschichte eingehen.
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Ort | Brüssow, Deutschland |
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