Mindestlohn steigt: 14,60 Euro ab 2027 – Was bedeutet das für Arbeitnehmer?

Mindestlohn soll bis 2027 auf 14,60 Euro steigen. Arbeitsministerin Bas begrüßt Einigung der Kommission nach intensiven Verhandlungen.
Mindestlohn soll bis 2027 auf 14,60 Euro steigen. Arbeitsministerin Bas begrüßt Einigung der Kommission nach intensiven Verhandlungen. (Symbolbild/MB)

Mindestlohn steigt: 14,60 Euro ab 2027 – Was bedeutet das für Arbeitnehmer?

Schönefeld, Deutschland - In Deutschland wird der Mindestlohn in den kommenden Jahren deutlich angehoben. Die Mindestlohnkommission hat entschieden, dass der gesetzliche Mindestlohn, der aktuell bei 12,82 Euro pro Stunde liegt, in zwei Schritten auf 14,60 Euro steigen soll. Die erste Anhebung auf 13,90 Euro ist für den 1. Januar 2026 geplant, gefolgt von einer weiteren Erhöhung auf 14,60 Euro zum 1. Januar 2027. Dies entspricht einem Plus von 13,9 Prozent, das schätzungsweise 5 bis 6 Millionen Beschäftigte in Branchen wie Handel, Gastronomie, Logistik und Reinigung unterstützen wird. Diese Einigung wurde einstimmig unter den Vertretern der Arbeitnehmer, Arbeitgeber und der Wissenschaft erzielt, wie RND berichtet.

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas begrüßte das Ergebnis dieser Verhandlungen. „Das ist die größte sozialpartnerschaftlich beschlossene Lohnerhöhung seit Einführung des Mindestlohns“, sagte sie. Zudem kündigte sie an, den Beschluss zeitnah in eine Rechtsverordnung umzusetzen. Auch Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), lobte die Handlungsfähigkeit der Kommission, warnte jedoch vor den Risiken, die mit dieser Erhöhung verbunden sind. Herausforderungen durch eine stagnierende Konjunktur und unsichere wirtschaftliche Prognosen wurden ebenfalls angesprochen.

Die Rolle der Mindestlohnkommission

Doch wie wird der Mindestlohn eigentlich festgelegt? Die Mindestlohnkommission, die 2015 ins Leben gerufen wurde, überprüft alle zwei Jahre die Höhe des Mindestlohns und evaluiert dabei dessen Auswirkungen auf den Arbeitnehmer*innenschutz und die Wettbewerbsbedingungen. Dies geschieht unter Berücksichtigung der Tarifentwicklung. Ihre Mitglieder, die ehrenamtlich tätig sind, setzen sich aus sechs stimm­berechtigten Vertretern der Sozialpartner und zwei beratenden Wissenschaftlern zusammen. Die Kommission hat in einer „Kompromiss mit Augenmaß“ getroffenen Entscheidung für den Mindestlohn, der seit seiner Einführung im Jahr 2015 bereits auf 12,82 Euro angehoben wurde, eine Vorgehensweise formuliert, die sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die Unternehmen tragbar ist, wie ZDF erklärt.

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Verena Bentele, Präsidentin des VdK, bezeichnete die Anhebung als „zu gering“. Zudem äußerte Guido Zöllick, Präsident des Dehoga, Besorgnis über die gestiegenen Personalkosten, die die Gastronomie belasten könnten. Marcel Fratzscher von Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung betonte, dass die Entscheidung, den Mindestlohn nicht auf 15 Euro zu erhöhen, eine verpasste Chance war. Er argumentiert, dass ein höherer Mindestlohn die Produktivität steigern und den Arbeitsmarkt attraktiver gestalten würde.

Wirtschaftliche Ausblicke und Herausforderungen

Die Einigung über den Mindestlohn findet vor dem Hintergrund einer derzeitigen wirtschaftlichen Schwäche statt. Die deutsche Wirtschaft sieht sich durch das aktuelle Bruttoinlandsprodukt (BIP) unter Druck: Dieses verzeichnete in den Jahren 2023 und 2024 ein Minus. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank, warnt, dass die Erhöhung des Mindestlohns potenziell die Inflation anheizen könnte, da auch andere Lohngruppen ihre Löhne erhöhen könnten. Ein wirtschaftlicher Aufschwung bleibt somit entscheidend für die Fähigkeit der Unternehmen, die höheren Löhne zu tragen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass diese Einigung ein Schritt in die richtige Richtung darstellt. Dennoch sind die Bedenken der Kritiker nicht unbegründet. Die kommenden Monate werden zeigen, wie kraftvoll sich diese Anpassungen auf den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft insgesamt auswirken werden.

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OrtSchönefeld, Deutschland
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