Neonazis in Cottbus: Angriffe auf Vielfalt und die Rückkehr der Bomberjacken!

Cottbus sieht sich zunehmend rechtsextremen Angriffen gegenüber. Initiativen fordern starken politischen Rückhalt gegen Neonazis.
Cottbus sieht sich zunehmend rechtsextremen Angriffen gegenüber. Initiativen fordern starken politischen Rückhalt gegen Neonazis. (Symbolbild/MB)

Neonazis in Cottbus: Angriffe auf Vielfalt und die Rückkehr der Bomberjacken!

Cottbus, Deutschland - In Cottbus, einer Stadt im Herzen Brandenburgs, hat sich die Lage rund um den Rechtsextremismus in den letzten Jahren spürbar zugespitzt. Am 23. Mai 2025 wurde das linksalternative Wohnprojekt Zelle 79 ein weiteres Mal Opfer eines Übergriffs. Fünf maskierte Angreifer versuchten, die Haustür aufzubrechen und zündeten bengalische Fackeln auf dem Hinterhof, was einen Brand auslöste. Glücklicherweise konnten die Bewohner:innen das Feuer schnell löschen, doch die Parolen wie „Adolf Hitler Hooligans“ zeugen von der Aggressivität der Täter, die der zunehmend erstarkenden neonazistischen Szene in Cottbus zugeschrieben werden. Jungle World berichtet, dass die jugendlichen Neonazis in ihrem Auftreten stark vom Image gewaltbereiter Fußballfans geprägt sind. Insbesondere die Fangemeinde des FC Energie Cottbus spielt eine zentrale Rolle in diesem gefährlichen Geflecht.

Diese gefestigte Szene ist eng verbunden mit der Kleinstpartei „Der III. Weg“ und deren Jugendorganisation, der Nationalrevolutionären Jugend (NRJ). Beide Gruppen tragen zur Mobilisierung und Organisation jugendlicher Rechtsextremer bei. Zudem gibt es bedeutende Verbindungen zur klassischen Cottbuser Nazi-Szene und dem Fußballmilieu. Die Angreifer vom 23. Mai könnten exemplarisch für eine Taktik stehen, die an die sogenannten Baseballschlägerjahre der 1990er Jahre anknüpft, wo der Stil von Bomberjacken, ein beliebtes Kleidungsstück ostdeutscher Nazi-Skins, hoch im Kurs steht.

Die Situation der Fanszene

Der FC Energie Cottbus ist sich der Problematik bewusst und sucht bereits seit zwei Jahren aktiv nach Wegen, um gegen den Einfluss der rechten Ultras und deren Machtdemonstrationen im Stadion vorzugehen. So wird ein großes Transparent auf der Nordtribüne als Symbol der rechtsextremen Ultra-Gruppe Inferno Cottbus 1999 gedeutet, die sich zwar 2017 offiziell auflöste, jedoch immer noch aktiv ist. Der Brandenburger Verfassungsschutz schätzt die Zahl der Rechtsextremisten in Cottbus auf etwa 170 und geht davon aus, dass sich die Neonaziszene in der Stadt zu einer der bestorganisierten im Osten Deutschlands entwickelt hat, wie Deutschlandfunk Kultur berichtet.

Das Problem ist nicht nur auf die Stadt beschränkt, sondern zieht auch in die umliegenden Regionen. In jüngster Zeit hat Oberbürgermeister Holger Kelch betont, dass die Herausforderungen des Rechtsextremismus ganz Südbrandenburg betreffen. Mehrere Initiativen, wie „Energie-Fans gegen Nazis“, haben sich zwar gegen den Rechtsextremismus positioniert, werden jedoch immer wieder von Neonazis unter Druck gesetzt. Letzte Woche fand ein Krisengespräch zwischen dem Verein, dem Verfassungsschutz und der Stadtspitze statt, um Lösungsansätze zu entwickeln.

Gemeinsames Engagement gegen Rechts

Die Stadt Cottbus hat sich zum Ziel gesetzt, verstärkt gegen rechtsextreme Strömungen vorzugehen. Bei einem Treffen zwischen dem Verein „Cottbuser Aufbruch“ und der Initiative „unteilbar Südbrandenburg“ wurde die Notwendigkeit eines langfristigen Engagements deutlich. Alle Beteiligten sind sich einig, dass die Bereiche Wirtschaft, Medien, Sport, Kultur, Familie, Kita, Schule und Wissenschaft nicht den Rechtsextremen überlassen werden dürfen. Geschäftsführer der Initiative “Cottbus Nazifrei” äußerten scharfe Kritik an den gegenwärtigen Maßnahmen der Stadt und des Vereins und forderten effizientere Lösungen, um den Einfluss der Neonaziszene wirksam zurückzudrängen. Der Verfassungsschutz beobachtet sogar eine Taktikänderung bei den Rechtsextremisten, die sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen, was die Lage weiter verkompliziert.

Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) hat in seinen öffentlichen Erklärungen deutlich gemacht, dass der Rechtsextremismus die größte Bedrohung für Demokratie und Freiheit in Deutschland darstellt. Daher ist es unerlässlich, gemeinsam gegen diese Strömungen vorzugehen und den bedrohten sowie angegriffenen Projekten in der Region zur Seite zu stehen. Auch die in der Region gegründete Initiative „Sichere Orte“ hat sich das Ziel gesetzt, Unterstützung und Rückhalt zu bieten, um sich gegen diese Angriffe zu wappnen.

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OrtCottbus, Deutschland
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