30 Jahre später: Vetschau und die geheime Stoffproduktion für Christo!

30 Jahre später: Vetschau und die geheime Stoffproduktion für Christo!
Vetschau, Deutschland - Ein faszinierendes Erbe aus der Welt der Kunst feiert heuer seinen 30. Geburtstag. Anlässlich der beeindruckenden Verhüllung des Reichstags durch das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude, die vom 24. Juni bis 7. Juli 1995 stattfand, blickt Brandenburg auf eine Zeit, in der Kunst und Politik eng miteinander verflochten waren. Mehr als fünf Millionen Menschen besuchten das Kunstwerk, das die Berliner Skyline in silbernen Tönen erstrahlen ließ und die Fantasie der Besucher beflügelte. Doch weniger bekannt ist, dass der Stoff für dieses ikonische Projekt zur Hälfte in Vetschau in der Oberspreewald-Lausitz gefertigt wurde, wie rbb24 berichtet.
Die Spreewald-Planen GmbH aus Vetschau erhielt 1995 den Großauftrag zur Herstellung der beeindruckenden Planen, die das Reichstagsgebäude umhüllten. Der Geschäftsführer Dieter Wergula entstand der Kontakt zu Projektmanager Wolfgang Volz über einen Bundestagsabgeordneten. Innerhalb kürzester Zeit wurde der kreative Kopf Volz nach Vetschau eingeladen, um die Detailarbeiten zu besprechen. Wergula beschreibt, wie die Erfahrung des Unternehmens in der Konfektionierung von großflächigen Planen von enormem Nutzen war. Dies führte zudem zur Rückkehr vieler ehemaliger Mitarbeiter, die schon lange nicht mehr im Betrieb beschäftigt waren.
Die technischen Herausforderungen
Bevor die Wende kam, fertigte die Spreewald-Planen GmbH Tragluftteile für die Sowjetunion an, doch nach der politischen Wende reduzierte sich die Mitarbeiteranzahl von 200 auf gerade einmal 18. Auf den Turbulenzen folgte der große Auftrag für Christo, der nicht nur eine finanzielle Rettung darstellte, sondern auch einen Neuanfang. Über 35 Näherinnen arbeiteten fünf Monate an den etwa 100.000 Quadratmetern aluminiumbeschichtetem Polypropylengewebe, dessen Nähte eine Gesamtlänge von 22 Kilometern erreichten. Im Juni 1995 wurden dann 61 Tonnen Stoff nach Berlin transportiert – ein Mammutprojekt, das nach einer sorgfältigen Prüfung des Materials auch Brandschutzstandards erfüllen musste, wie Wikipedia festhält.
Die Verhüllung des öffentlichen Gebäudes war nicht nur ein Marketing-Hit, sondern auch ein komplexes logistische Meisterwerk. In der Umsetzung waren 90 professionelle Kletterer beteiligt, die mit Geschick und Präzision die Planung umsetzten. Am letzten Tag der Ausstellung strömten 500.000 Menschen zum Reichstag, ein Beweis für das enorme Interesse an diesem temporären Kunstwerk.
Nachhaltigkeit im Kunstprojekt
Nach Ende des Projekts im Jahr 1995 brach für die Spreewald-Planen GmbH jedoch eine schwierige Zeit an. Die großen Aufträge blieben aus und nur vereinzelte Anfragen hielten das Unternehmen am Leben. Ein Versuch, sich für ein Folgeprojekt von Christo in New York zu bewerben, blieb erfolglos, was schließlich zur Umstellung auf die Produktion von Zeltplanen führte. Die einst blühende Firma musste 2006 Insolvenz anmelden, was das Ende von 35 Jahren erfolgreicher Arbeit bedeutete.
Christo und Jeanne-Claude werden jedoch immer einflussreiche Figuren in der modernen Kunstgeschichte bleiben. Ihre Fähigkeit, alltägliche Objekte in spektakuläre Installationen zu verwandeln, lässt uns auch heute noch über den Tellerrand hinausblicken. Zu den weiteren bekannten Projekten des Duos gehören das Kunstwerk „The Gates“ im Central Park und die „Floating Piers“ am Iseosee in Italien. Ihre Kunst war stets temporär und stellte die Vergänglichkeit in den Mittelpunkt – eine Qualität, die umso mehr Wertschätzung erfährt, wie arte-concreta feststellt.
Gut 30 Jahre nach diesen historischen Ereignissen bleibt die Erinnerung an die Verhüllung des Reichstags lebendig. Ein Lichtinstallationsprojekt zur Erinnerung an dieses Kunstwerk wird im Juni 2025 in Berlin geplant. Diese Hommage verdeutlicht einmal mehr die enge Verbindung von Kunst, Geschichte und der Identität Berlins.
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Ort | Vetschau, Deutschland |
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