Eisenhüttenstadt: Kostenloses Wohnen – Neue Pioniere dringend gesucht!

Eisenhüttenstadt kämpft um neue Bewohner mit einem "Probewohnen"-Programm, während die Bevölkerung weiter schrumpft und die AfD erstarkt.
Eisenhüttenstadt kämpft um neue Bewohner mit einem "Probewohnen"-Programm, während die Bevölkerung weiter schrumpft und die AfD erstarkt. (Symbolbild/MB)

Eisenhüttenstadt: Kostenloses Wohnen – Neue Pioniere dringend gesucht!

Eisenhüttenstadt, Deutschland - Eisenhüttenstadt erlebte einst glorreiche Zeiten als „Stalinstadt“, ein urbanes Aushängeschild des Sozialismus, konzipiert in den 1950er Jahren, um den Stahlbedarf der DDR zu decken. Heute allerdings, im Jahr 2025, kämpft die Stadt an der östlichen Grenze Deutschlands mit dramatischem Bevölkerungsschwund und dem drohenden Verfall. Während die Einwohnerzahl damals über 53.000 betrug, sind es aktuell nur noch rund 25.000. „Wir sind nicht mehr das, was wir einmal waren“, so Bürgermeister Frank Balzer. „Viele junge Leute haben auf der Suche nach Arbeit die Stadt verlassen“ Der Freitag.

Der demografische Wandel zeigt sich nicht nur in der schrumpfenden Bevölkerung, sondern auch in einer alternden Gesellschaft. Laut Schätzungen wird Eisenhüttenstadt bis 2030 nur noch etwa 20.000 Einwohner haben. In der Stadt gibt es derzeit kaum junge Menschen, sodass der Großteil der Bevölkerung über 55 Jahre alt ist. Die Herausforderungen werden weiter verstärkt durch eine hohe Arbeitslosigkeit nach der Privatisierung des Stadtwerks, wo die Zahl der Beschäftigten von 11.000 auf etwa 2.500 gesunken ist. Und bei den Parlamentswahlen im Februar erhielt die rechtsextreme AfD fast 40 Prozent der Stimmen – ein Sorgenkind für die lokale Gemeinschaft Deutschlandfunk.

**Ein neuer Weg für die Stadt**

Um dem drohenden Verfall entgegenzuwirken, hat Eisenhüttenstadt das Programm „Probewohnen“ ins Leben gerufen. Dieses innovative Konzept soll neue Einwohner anlocken: Neuankömmlinge haben die Möglichkeit, für zwei Wochen in der Stadt zu leben und zu arbeiten. Der Andrang ist bemerkenswert – bis zum Stichtag am 5. Juli haben bereits 500 Personen Anträge eingereicht. Bürgermeister Balzer zeigt sich optimistisch: „Wir müssen der Stadt eine neue Chance geben“ Der Freitag.

Doch Eisenhüttenstadt ist nicht nur eine Stadt im Rückgang. Sie ist auch ein bedeutendes kulturelles Erbe. Als erstes soziales Städtebauprojekt der DDR gilt sie als das größte Flächendenkmal Deutschlands. Der architektonische Stil kombiniert sozialistischen Neoklassizismus mit preußisch-deutschen Elementen und zieht mit seinen denkmalgeschützten Wohnkomplexen zahlreiche Kunst- und Filmproduktionen an. Tom Hanks ist bekanntlich ein Fan der Stadt, und das Dokumentationszentrum für Alltagskultur der DDR ermöglicht Besuchern spannende Einblicke in frühere Zeiten Berlinstaiga.

**Die Herausforderungen und die Zukunft**

Die legendenumwobene Vergangenheit kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Geschäfte in Eisenhüttenstadt geschlossen sind, und das bekannte Hotel Lunik als Ruine unter Denkmalschutz steht. „Manchmal fühlt man sich, als ob die Stadt depressiv ist“, gibt ein lokaler Bewohner zu, und viele teilen diese Sicht. Trotzdem gibt es eine Gruppe von Menschen, die die Stadt optimistisch sieht – sie schätzen die Freundlichkeit und den Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Flüchtlinge, wie der 19-jährige Shakib aus Afghanistan, haben zudem einen kleinen Beitrag zur Minderung des Bevölkerungsrückgangs geleistet, auch wenn sie mit Rassismus konfrontiert sind.

Mit Kommunalwahlen, die für den 28. September angesetzt sind, steht die Stadt vor weiteren Herausforderungen. Bürgermeister Balzer hat ambitionierte Pläne, die Stadt als Industriestandort und Zentrum für Gesundheitsberufe zu fördern. Ob diese Vision aufgeht, hängt nicht nur von den Wahlen, sondern auch von der Fähigkeit der Stadt ab, ihre alten Wurzeln mit neuen Möglichkeiten zu verbinden. Es bleibt spannend, ob die Pioniere kommen, um ein neues Kapitel in der Geschichte von Eisenhüttenstadt zu schreiben.

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OrtEisenhüttenstadt, Deutschland
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