Rückkehr zur Wehrpflicht? Spahn und Pistorius fordern Reformen!

Rückkehr zur Wehrpflicht? Spahn und Pistorius fordern Reformen!
Prenzlau, Deutschland - In den letzten Wochen hat die Diskussion um eine mögliche Rückkehr zur Wehrpflicht in Deutschland an Fahrt aufgenommen. Jens Spahn, der Unionsfraktionschef, sieht in der Wiederaufnahme eine essentielle Maßnahme, um die Verteidigungsfähigkeit der Bundesrepublik zu erhöhen. „Wir müssen uns auf die Möglichkeit einer Rückkehr zur Wehrpflicht vorbereiten“, betont Spahn. Dies erfordert eine umfassende Struktur in der Bundeswehr, um schnell reagieren zu können. Geplant sind bis zu 60.000 zusätzliche Soldatinnen und Soldaten, um die NATO-Verteidigungsziele zu erreichen. Unterstützung bekommt er dabei von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der ebenfalls die Wichtigkeit dieser Rekrutenanzahl unterstreicht, wie zeit.de berichtet.
Die sicherheitspolitische Lage in Europa hat sich dramatisch verändert. Bundesnachrichtendienst und Bundeswehr warnen vor der ständigen Gefahr eines russischen Angriffs, und aktuelle Lagebewertungen zeigen, dass Russland möglicherweise bis Ende des Jahrzehnts die Voraussetzungen für einen großangelegten Krieg schaffen könnte. Vor diesem Hintergrund hat sich das Thema Wehrpflicht erneut auf die Agenda geschoben. Damit einhergehend fordert jüngst der Wehrbeauftragte Henning Otte eine Verpflichtung zum Dienst, wenn die Zahl der Freiwilligen nicht ausreicht. Otte hebt hervor, dass die Bundesregierung ein rechtlich tragfähiges Gesetz für verpflichtende Elemente entwickeln sollte, was ein weiterer Hinweis auf die Notwendigkeit einer Reform darstellt, wie WDR erläutert.
Details zur Wehrpflicht
Ein zentrales Thema bei der Diskussion um die Rückkehr zur Wehrpflicht ist die Frage, ob diese auch für Frauen gelten soll. Spahn hat klargestellt, dass eine Wehrpflicht nur für Männer vorgesehen wäre, basierend auf dem bestehenden Grundgesetz. Eine Änderung dieses Grundgesetzes würde jedoch eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag und Bundesrat erfordern. Die Wehrpflicht wurde 2011 unter Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt, nachdem sie 55 Jahre lang Bestand hatte. In dem Koalitionsvertrag von Union und SPD wird die Wehrpflicht zwar nicht direkt erwähnt, jedoch wird ein neuer, attraktiver Wehrdienst auf Freiwilligkeit angestrebt. Hier könnte ein Umdenken stattfinden, wie n-tv berichtet.
Die Mehrheit in der SPD setzt weiterhin auf Freiwilligkeit, allerdings hat Pistorius betont, dass diese nur dann gültig sei, wenn der Bedarf an Soldatinnen und Soldaten gedeckt werden kann. Julia Klöckner (CDU) verweist auf das Wort „zunächst“ im Koalitionsvertrag und lässt offen, dass eine Wiedereinführung der Wehrpflicht nicht ausgeschlossen ist. Sie befürwortet außerdem eine allgemeine Dienstpflicht, die über den militärischen Dienst hinaus auch soziale Bereiche umfassen könnte.
Aktuelle Herausforderungen der Bundeswehr
Die Herausforderungen sind enorm. Laut Verteidigungsminister Pistorius ist es unerlässlich, dass die Bundeswehr kriegstüchtig wird. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass die Bundeswehr momentan nicht ausreichend für die Umsetzung einer Wehrpflicht ausgestattet ist. Zahlreiche Kasernen und Liegenschaften wurden verkauft, während die Zahl der Ausbilder und verfügbaren Kasernen erheblich geschrumpft ist. Dies könnte die aktuelle Implementierung eines Wehrdienstes behindern, warnt der neue Wehrbeauftragte Otte. Daher würde ein verpflichtendes Militärsystem nach schwedischem Vorbild vorgeschlagen, das eine verpflichtende Musterung umfassen könnte, um die Truppenstärke zu erweitern.
Die Diskussion wird durch die zeitgleich steigenden internationalen Spannungen und Angriffe im Mittelmeerraum und an den Außengrenzen der NATO angeheizt. Diese sicherheitspolitische Brisanz stellt nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa vor neue Herausforderungen.
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Ort | Prenzlau, Deutschland |
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