Fachkräftemangel: Schülerpraktika – Die Rettung für Physiotherapeuten?
In Oranienburg engagieren sich Schülerpraktikanten in Physiotherapien, um Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu bekämpfen.

Fachkräftemangel: Schülerpraktika – Die Rettung für Physiotherapeuten?
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt für Physiotherapeut:innen im Landkreis Oberhavel ist angespannt – und das nicht nur seit gestern. Immer mehr Stellen bleiben unbesetzt, während der Bedarf an qualifiziertem Personal gleichzeitig steigt. In dieser herausfordernden Lage setzen viele Praxen verstärkt auf Schülerpraktikant:innen, um die Lücke zu schließen. Merle Hennig, 15 Jahre alt und Schülerin des Runge-Gymnasiums in Oranienburg, macht zurzeit ein Praktikum in einer Physiotherapiepraxis in Lehnitz. Ihr Werkstattbesuch ist nicht nur eine nette Erfahrung, sondern auch eine vielversprechende berufliche Weichenstellung.
„Ich fühl mich hier pudelwohl!“, schwärmt die junge Praktikantin. Sie unterstützt unter der Anleitung von Physiotherapeut Matthias Krüger, der seine Praxis seit 20 Jahren leitet, in verschiedenen Bereichen – sei es in der Hilfe am Patienten im Fitnessraum, beim Ultraschall, bei der Vorbereitung von Akten oder sogar bei Massagen. Auch wenn Merle durch das Praktikum ihren Wunsch Berufswunsch endgültig festigen konnte, zieht sie auch eine Karriere in der Politik in Betracht. Ihre Erfahrung zeigt, dass Schülerpraktika nicht nur zur beruflichen Orientierung dienen, sondern auch ein wichtiger Schritt sind, um das dringend benötigte Personal langfristig an Praxen zu binden, wie es die Initiative von Vipana vorsieht.
Fachkräftemangel im Gesundheitswesen
Laut dem Bericht des Märkischen Allgemeine Zeitung stellt Krüger klar, wie wichtig es ist, die Rahmenbedingungen für Ausbildungsplätze zu verbessern. In der Region gibt es nur zwei Berufsschulen, und Lehrkräfte sind rar gesät. Umso entscheidender ist es, dass die Prozesse zur Suche nach Praktikanten einfach und direkt gestaltet werden, was Vipana durch ein digitales Tool ermöglicht. Dieses verknüpft Schulen und Praxen ohne bürokratischen Aufwand und erhöht dadurch die Sichtbarkeit für kleinere Institutionen im Wettbewerb um Fachpersonal.
Obwohl die Studien- und Ausbildungsabschlüsse im Gesundheitswesen steigen, ist der Fachkräftemangel weiterhin akut. Eine Analyse des Deutschen Krankenhausinstituts zeigt, dass bis 2035 rund 15.400 Ärzt:innen sowie 32.100 examinierte Pflegekräfte an den Arbeitsmarkt drängen werden. Dennoch werden diese Zahlen nicht ausreichen, um die offenen Stellen zu besetzen, da zur gleichen Zeit viele Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, warnt: „Der Fachkräftemangel kann nicht allein durch mehr Personal gelöst werden.“
Die Zukunfst des Gesundheitssektors
Die steigende Zahl an Teilzeitstellen und der Wunsch nach besserer Work-Life-Balance tragen ebenfalls zur Herausforderungen im Gesundheitswesen bei. Die Empfehlungen reichen von mehr Digitalisierung bis zur Flexibilisierung beim Personaleinsatz sowie einer Entbürokratisierung der Arbeitsabläufe. Schließlich bedeutet Bürokratie oft, dass wertvolle Zeit, die Ärzt:innen und Pflegekräfte eigentlich mit Patienten verbringen könnten, auf der Strecke bleibt. Ein Umdenken ist notwendig, damit Berufe im Gesundheitswesen attraktiver werden und mehr junge Leute in diese wichtigen Tätigkeiten einsteigen.
Es ist evident, die Weichen für die Zukunft müssen dringend neu gestellt werden. Solange es nicht gelingt, die Ausbildungsplätze und die Arbeitsbedingungen zu verbessern, bleibt der Fachkräftemangel ein drängendes Problem, das die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung nachhaltig beeinflusst. Vielleicht könnte das Beispiel von Merle Hennig jedoch ein Lichtblick sein – und zeigen, dass auch junge Leute, die jetzt in den Beruf reinschnuppern, zu den zukünftigen Held:innen im Gesundheitswesen werden können.