Alarmierender Anstieg: Antisemitismus bedroht jüdisches Leben in Brandenburg

Andreas Büttner, Brandenburgs Antisemitismusbeauftragter aus Templin, warnt vor alarmierenden Entwicklungen und plant neue Projekte zur Bekämpfung von Judenhass.
Andreas Büttner, Brandenburgs Antisemitismusbeauftragter aus Templin, warnt vor alarmierenden Entwicklungen und plant neue Projekte zur Bekämpfung von Judenhass. (Symbolbild/MB)

Alarmierender Anstieg: Antisemitismus bedroht jüdisches Leben in Brandenburg

Templin, Deutschland - Die Lage für jüdisches Leben in Deutschland ist seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 alarmierend angespannt. Dies erklärte Andreas Büttner, der seit einem Jahr als Beauftragter für die Bekämpfung von Antisemitismus in Brandenburg tätig ist. In seiner Funktion ist er nicht nur Ansprechpartner für Betroffene, sondern auch aktiv in der Sensibilisierung der Gesellschaft.

Büttner wohnt in Templin und setzt sich mit voller Kraft dafür ein, die Unsicherheiten innerhalb der rund 2.000 Juden in Brandenburg abzubauen. Besonders erschreckend ist die Statistik des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS), die im vergangen Jahr 8.627 antisemitisch motivierte Straftaten dokumentierte – ein rasanter Anstieg um fast 77 Prozent im Vergleich zu 2022. Dies bedeutet statistisch rund 24 antisemitische Straftaten pro Tag in Brandenburg, was die Sorgen von Büttner und der jüdischen Gemeinden nur verstärkt.

Herausforderungen und Bedrohungen

„Die Bevölkerung hat ein zunehmendes Gefühl der Unsicherheit“, beschreibt Büttner die Stimmung in den Gemeinden. Viele Überlegungen drehen sich darum, ob man in Deutschland bleiben kann. Zu seiner eigenen persönlichen Sicherheit musste Büttner mittlerweile auch Schutzmaßnahmen treffen: Er erhält Drohungen, darunter Todesdrohungen, und sein Privatauto wurde 2024 mit rechtsextremen Symbolen beschädigt. „Wir haben hier ein ernsthaftes Problem, das aus vielen politischen Richtungen kommt“, so Büttner weiter.

Die verstärkten antisemitischen Vorfälle kommen nicht von ungefähr. Die Bundesregierung hat in einem aktuellen Bericht zur Bekämpfung von Antisemitismus betont, dass der Schutz jüdischen Lebens vorrangiges Ziel sei. Die Bedrohungslage, so der Bericht, ist durch den jüngsten Konflikt in Nahost noch weiter gestiegen. Dieses besorgniserregende Klima erfordert entschlossenes Handeln auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene, um präventive und repressiven Maßnahmen zu verbessern und regelmäßig zu überprüfen.

Ein sichtbares jüdisches Leben fördern

Um den Herausforderungen entgegenzuwirken, hat Büttner eine Reihe von neuen Projekten gegen Judenhass ins Leben gerufen. Diese Maßnahmen sollen jüdisches Leben sichtbar machen und die Geschichte in das öffentliche Bewusstsein rücken. Zu den Initiativen zählen eine Auftaktveranstaltung für ein kommunales Bündnis gegen Antisemitismus, die Pflege jüdischer Friedhöfe und Schulprojekte zur Aufklärung über jüdisches Leben.

Ein weiteres geplantes Highlight ist eine digitale Erinnerungsplattform, auf der Schüler Lebensgeschichten von Jüdinnen und Juden recherchieren können, um mehr über ihre Kultur und Geschichte zu erfahren. Zudem ist eine Foto-Kampagne unter dem Motto „Gesicht zeigen gegen Judenhass“ vorgesehen, die darauf abzielt, die Gesellschaft zu ermutigen, Stellung zu beziehen.

Selbstverständlich bleibt es nicht nur bei der theoretischen Aufklärung. Büttner beabsichtigt, die nächste Reise nach Israel mit einer Delegation von Landtagsabgeordneten für das Jahr 2026 zu planen – abhängig von der Sicherheitslage. Diese Projekte sind notwendig, um Antisemitismus und seinen Wurzeln in der Gesellschaft entgegenzuwirken und ein gemeinschaftliches Bewusstsein zu schaffen.

Die Situation bleibt angespannt, doch durch Aufklärung, Zivilcourage und ein deutlich sichtbares jüdisches Leben hoffen Büttner und viele engagierte Menschen in Brandenburg auf eine positive Wende im Kampf gegen Antisemitismus. Büttner ist überzeugt, dass es legitim ist, die israelische Regierung zu kritisieren – solange das Existenzrecht Israels nicht infrage gestellt wird. Nur so kann ein respektvoller Dialog gefördert werden.

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OrtTemplin, Deutschland
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