
In Brandenburg zeigen die neuesten Impfstatistiken eine deutliche Diskrepanz zwischen der Impfquote bei Kindern und Erwachsenen gegen Diphtherie. Laut dem Uckermark Kurier waren im Jahr 2022 68,6% der Erwachsenen gegen Diphtherie geimpft. Im Vergleich dazu liegt die Impfquote bei den Kindern, die im Jahr 2023 eingeschult wurden, bei beeindruckenden 93,8%, die mindestens drei Dosen eines Kombi-Impfstoffs erhalten haben.
Die Daten zeigen auch eine eher stagnierende Impfquote bei Erwachsenen im Vergleich zu früheren Jahren, während die Quote bei Kindern in den letzten Jahren hoch bleibt. In Brandenburg lag die Impfquote für Kinder im Jahr 2019 bei 95,7% und zwischen 94,5% und nahe 95% in den Jahren 2020 bis 2022.
Schockierender Todesfall
Ein tragischer Vorfall hat die Situation um die Diphtherie-Impfung in den Fokus gerückt. Ein zehnjähriger Junge aus dem Landkreis Oberhavel ist im Januar an Diphtherie gestorben, nachdem er am 26. September wegen eines Abszesses ins Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam eingeliefert wurde. Am 1. Oktober musste er aufgrund einer Herzmuskelentzündung in das Virchow-Klinikum in Berlin verlegt werden, wo er schließlich ins künstliche Koma versetzt und beatmet wurde. Die Gesundheitsämter in Uckermark und Spandau wurden informiert, da der Junge zuvor an einer Klassenfahrt teilgenommen hatte.
Ein weiterer tödlicher Vorfall betrifft ein Kind aus dem Havelland, das ebenfalls an Diphtherie erkrankte, jedoch nicht geimpft war. Es wurde im September wegen einer akuten Entzündung der Rachenmandeln ins Klinikum für Kinder- und Jugendmedizin in Potsdam eingeliefert, wo schließlich Diphtherie diagnostiziert wurde. Ein Verwandter des Kindes hatte ebenfalls eine Diphtherie-Diagnose erhalten, jedoch verlief die Erkrankung bei diesem aufgrund des Impfschutzes mild. Symptome einer Rachendiphtherie sind Halsschmerzen, Fieber, pfeifende Geräusche beim Einatmen und Schwellungen der Halslymphknoten.
Impfstatistik und Handlungsempfehlungen
Impfungen gegen Diphtherie sind nicht nur für Kinder wichtig. Erwachsene, sogar jene mit Vollimmunisierung, sollten ihren Impfstatus alle zehn Jahre überprüfen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Auffrischung insbesondere für Kinder im Alter von fünf bis sechs Jahren und für Teenager zwischen neun und 17 Jahren. Der Impfstatus in Deutschland zeigt große regionale Unterschiede. Zu den Daten zur Impfquote in anderen Bundesländern gehören beispielsweise nur 42,7% in Baden-Württemberg und 72,2% in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Diphtherie ist eine meldepflichtige Erkrankung. In Deutschland wurden im Jahr 2022 insgesamt 51 bestätigte Diphtheriefälle gemeldet, und für 2025 sind bisher zwei Fälle verzeichnet. Diphtherie-Todesfälle sind in der modernen Zeit selten geworden, jedoch erinnert die Geschichte daran, dass vor der Einführung des Impfstoffs im Jahr 1913 bis zu 50.000 Menschen jährlich in Deutschland an dieser Infektion starben, die früher als „Würgeengel der Kinder“ bekannt war. Das Robert Koch-Institut (RKI) unterstreicht die Notwendigkeit, kontinuierlich Daten zum Immunstatus der Bevölkerung zu erheben, um bessere Impfstrategien entwickeln zu können.
Diese aktuelle Situation fordert ein Umdenken in der Impfpolitik und sensibilisiert die Bevölkerung für die Bedeutung von Impfungen. Der Fokus muss auf einer Erhöhung der Impfquote bei Erwachsenen liegen, um die Gesellschaft als Ganzes vor einer erneuten Verbreitung der Diphtherie zu schützen.