Schließung der Forster Geburtsklinik: Ein Weckruf für die Region!

Schließung der Forster Geburtsklinik: Ein Weckruf für die Region!

Forst, Deutschland - Die Schließung der Geburtsklinik in Forst (Spree-Neiße) sorgt für Aufregung in der Region. Am Dienstag wird der Kreißsaal endgültig geschlossen, und die werdenden Eltern müssen künftig auf die Entbindungsstation der Medizinischen Universität Lausitz-Carl Thiem (MUL-CT) in Cottbus ausweichen, die 30 Kilometer entfernt ist. Andrea Stewig-Nitschke, die Vorständin für Pflege am MUL-CT, äußert, dass die Uniklinik gut auf die erhöhte Nachfrage vorbereitet sei. Bereits seit einem Jahr wurden Anpassungen im Bereich Geburtshilfe vorgenommen, um den Herausforderungen zu begegnen, die sich durch die Schließung ergeben.

Wie rbb24 berichtet, waren die Gründe für die Schließung vielschichtig. Ein wesentlicher Faktor war der Personalmangel, der in der Geburtsstation zu einer geringen Auslastung führte. So war der Kreißsaal in Forst bereits seit dem letzten Sommer an den Wochenenden geschlossen, und die Geburtenzahlen sanken deutlich. Im Jahr 2022 wurden nur noch 230 Geburten verzeichnet – ein Rückgang von 297 im Jahr 2021.

Hintergründe und Herausforderungen

Die Entscheidung, die Geburtsstation zu schließen, steht auch in Zusammenhang mit den Vorgaben der Krankenhausreform sowie dem Krankenhaus-Versorgungsverbesserungs-Gesetz (KHVVG), das kleine Kliniken zur Spezialisierung zwingt. Laut radiocottbus wurde schon im Januar 2023 der Rückzug aus der Geburtshilfe angekündigt. Ein angedachtes Modellprojekt mit einem hebammengeleiteten Kreißsaal scheiterte, da kein Interesse von Hebammen zu verzeichnen war. Auch eine bundesweite Ausschreibung brachte keinen Erfolg.

Die Aussicht auf angeblich unsichere Einkünfte für andere freiberufliche Hebammen aufgrund eines neuen Hebammenhilfevertrags, der ab November 2025 in Kraft tritt, macht die Lage nicht einfacher. Klinik-Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt bezeichnete die neue Regelung als „Sargnagel“ für das geplante Geburtshaus.

Wachsende Trends und bundesweite Probleme

Die Schließung in Forst ist jedoch Teil eines größeren Trends. Immer mehr Geburtskliniken in Deutschland kämpfen mit finanziellen Schwierigkeiten und dem Mangel an Fachpersonal. Daten zeigen, dass 1991 noch 1.186 geburtshilfliche Abteilungen existierten; heute sind es nur noch etwa 600, wie Ärzteblatt berichtet. Die Schließungen führen vor allem in ländlichen Regionen zu einer bedenklichen Unterversorgung.

Rund 300 Kliniken in Deutschland betreuen jährlich mehr als 1.000 Geburten. Kliniken mit einer niedrigen Zahl von Geburten sind gezwungen, zu schließen oder sich zu spezialisieren. In den Ballungszentren hingegen gibt es oft Überkapazitäten, während die ländlichen Gegenden weiter unterversorgt bleiben. In dieser Situation sehen sich viele werdende Eltern vor erschwerte Herausforderungen.

Der Verein „Junge Lausitz“ hatte vergeblich mehr als 3.000 Unterschriften gegen die Schließung der Geburtsklinik gesammelt, und trotz verstärkter Protestaktionen bleibt die Entscheidung der Klinikleitung bestehen. Ihre Pläne für Vor- und Nachsorgeangebote sollen jedoch bis zur Schließung präzisiert werden.

Die Schließung der Geburtsklinik in Forst ist damit nicht nur ein lokales Problem, sondern Teil eines größeren Systems, das dringend reformiert werden muss, um eine flächendeckende geburtshilfliche Versorgung, gerade in ländlichen Regionen, zu gewährleisten.

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OrtForst, Deutschland
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