Streit um Windräder im Wald: Gefahr für Klima und Natur?

Eberswalde diskutiert über die Umweltwirkungen geplanter Windräder im Wald und deren Einfluss auf Ökosysteme und Waldbewohner.
Eberswalde diskutiert über die Umweltwirkungen geplanter Windräder im Wald und deren Einfluss auf Ökosysteme und Waldbewohner. (Symbolbild/MB)

Streit um Windräder im Wald: Gefahr für Klima und Natur?

Eberswalde, Deutschland - In Brandenburg tut sich etwas – und nicht jeder versteht die Aufregung um die Erneuerbaren Energieformen, besonders wenn es um Windräder im Wald geht. Während der Bau von Windkraftanlagen lange Zeit als Schlüssel zur Energiewende gesehen wurde, wird der Trend nun zunehmend hinterfragt. Besonders in sensiblen Landschaftsschutzgebieten, wie dem zwischen Halbe, Teupitz und Freidorf, wo Windräder von bis zu 261 Metern Höhe geplant sind, regt sich Widerstand. Diese stark überdimensionierten Kolosse, die zehnmal höher als die umliegenden Kiefern sind, bringen nicht nur wirtschaftliche Aspekte ins Spiel, sondern schüren auch Sorgen um den Natur- und Umweltschutz.

Pierre Ibisch, Professor für Sozialökologie an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, hat seine Bedenken klar formuliert. Er warnt davor, dass Windräder zusätzliche Stressquellen für die Wälder darstellen können. Schließlich hat Deutschland historisch gesehen eine enorme Waldfläche verloren; heute sind nur noch ein Drittel der Landesfläche bewaldet, und das oft in zersplitterten Abschnitten. An diesem Punkt wird klar, dass Wälder nicht nur als Holzlieferanten fungieren, sondern auch essentielle Funktionen zur Regulierung des Klimas und zur Bindung von Kohlendioxid haben.

Wald und Wind: Ein schwieriges Verhältnis

Die Errichtung von Windrädern verändert zudem das Mikroklima in den Wäldern. Messungen zeigen Temperaturunterschiede von bis zu 10 Grad zwischen Flächen mit Windkraftanlagen und ungestörten Waldgebieten. Die Folge: Ein erhöhtes Risiko von Austrocknung und damit einhergehenden Waldbränden. Besonders betroffen sind dadurch auch Tiere wie Vögel und Fledermäuse, deren Lebensräume durch die riesigen Anlagen gestört werden.

Ein weiterer Aspekt sind die wirtschaftlichen Überlegungen: Waldbesitzer sehen in Windkraftanlagen eine vielversprechende Einkommensquelle. Während aus der traditionellen Holzernte lediglich etwa 100 Euro pro Hektar erwirtschaftet werden, könnte ein einzelnes Windrad bis zu 70.000 Euro jährlich bescheren. Diese Verlockung macht die Entscheidung für viele Waldbesitzer nicht einfacher und wirft die Frage auf, wie ökonomische Interessen gegen ökologische Aspekte abgewogen werden können.

Klimawandel im Fokus

Doch nicht nur in Brandenburg steht die Windkraft auf dem Prüfstand. Auch in Österreich wird der Klimawandel intensiv thematisiert. Das Forschungsprojekt „Climate Media Frames“ an der FH St. Pölten untersucht, wie verschiedene Kommunikationsstrategien dabei helfen können, die Herausforderungen des Klimawandels zu vermitteln. Dr.in Franziska Bruckner und ihr Team analysieren diverse mediale Formate, um der Frage auf den Grund zu gehen, wie der Klimawandel wahrgenommen wird und welche Rolle die Windkraft dabei spielt.

Drei Jahre lang arbeitet ein interdisziplinäres Team daran, ökologische Innovationen wie Windräder und Sojabohnen als nachhaltige Alternativen zu erforschen. Ziel ist es, ein innovatives Analysewerkzeug zu entwickeln, das die Darstellung von Klimainitiativen in verschiedenen Mediengattungen nachvollziehbar macht.

In Brandenburg und darüber hinaus bleibt die Diskussion über die richtige Balance zwischen erneuerbarer Energiegewinnung und dem Schutz unserer Natur eine große Herausforderung. Die Antworten auf diese Fragen werden in den kommenden Jahren entscheidend dafür sein, wie wir mit den Herausforderungen des Klimawandels umgehen. Es bleibt abzuwarten, ob ein Umdenken stattfinden wird, das sowohl den menschlichen Bedürfnissen als auch den Anforderungen der Natur gerecht wird.

Berliner Zeitung berichtet über die turbulente Diskussion rund um Windräder im Wald. Mehr über die Kommunikationsstrategien in der Klimaforschung erfahren Sie ebenfalls bei Umwelt und Energie und über Klimawandel und Anpassungsstrategien auf HLNUG.

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OrtEberswalde, Deutschland
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