
In Deutschland leben zahlreiche Angehörige von Mordopfern in der schmerzhaften Ungewissheit, dass die Täter ihrer Liebsten möglicherweise nie gefasst werden. Besonders in Neubrandenburg und Schwerin sind viele Fälle ungelöst, die die Ermittlungsbehörden vor große Herausforderungen stellen. Der Nordkurier berichtet über das Schicksal von Verwandten und die Schwierigkeiten der Aufklärung.
Ein besonders tragischer Fall ist der Mord an Rudolf Rebhan, einem 51-jährigen Wachmann, der am 13. Oktober 1997 in einem Real-Einkaufsmarkt in Neubrandenburg getötet wurde. Die Ermittlungen scheiterten an dürftigen Spuren, und die Akten wurden 1999 archiviert. Auch zwei spätere Wiederaufnahmen des Verfahrens führten zu keinerlei belastbaren Ergebnissen.
Ungelöste Fälle und fortwährende Ermittlungen
Auch die Staatsanwaltschaft Rostock hat mit mehreren ungeklärten Fällen aus den Jahren 2001 und 2008 zu kämpfen. Trotz intensiver Ermittlungen blieben die eigentlichen Täter unbekannt. Die Behörden überprüfen regelmäßig neue Ansätze, um Licht ins Dunkel dieser grausamen Delikte zu bringen.
In Schwerin besteht eine weitere Dunkelkammer ungelöster Verbrechen. Zwischen 1991 und 1992 wurden zwei junge Frauen, Claudia und Antje Mundstock, getötet. Claudia, 17 Jahre alt, wurde am 29. Juni 1991 in der Nähe des Schweriner Sees vergewaltigt und erdrosselt, während sie auf dem Weg nach Hause war. Ihre letzte Sichtung fand statt, als sie sich auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle nach einer Disco machte. Ein Ohrring wurde in der Nähe des Tatorts gefunden, jedoch fehlte es an weiteren Beweisen, um den Täter zu identifizieren.
Der Fall der 19-jährigen Antje Mundstock, die am 12. Juli 1991 halbbekleidet am Zippendorf aufgefunden wurde, ist ebenso rätselhaft. Sie wies mehrere Würgemale auf und verschwand nach 22:20 Uhr auf ihrem Weg zur Disco. Bei der Beweissicherung traten erhebliche Fehler auf, was die Ermittlungen stark erschwerte. Zeitraum- und Zeugenfragen blieben offen, insbesondere wer sie nach 22:30 Uhr noch gesehen hat oder mit ihr sprach.
Die Chance durch moderne Technologien
Um solche Cold Cases zu lösen, sind Fortschritte in der DNA-Technologie entscheidend. Laut dem National Institute of Justice können viele einmal als ungeeignet geltende Beweismittel mittlerweile erfolgreich analysiert werden. Dies eröffnet neue Möglichkeiten, um seit Jahren ungelöste Fälle endlich aufzuklären.
Die Ermittlungsgruppe „Cold Case“ in Dortmund befasst sich zurzeit mit etwa 42 ungelösten Fällen. Dank wissenschaftlichem Fortschritt wurden bereits Erfolge erzielt, darunter die Aufklärung des Mordfalls Nicole-Denise Schalla, bei dem der Täter im Jahr 2021 verurteilt wurde. Auch im Fall von Ursula Scheiwe führten neue DNA-Methoden zur Verurteilung des Täters. Gleichzeitig wurden neue Verdächtige in anderen ungelösten Fällen identifiziert, was Hoffnung auf Aufklärung gibt.
Die Polizei bittet die Bevölkerung um Hinweise, nicht nur zu den oben genannten Fällen, sondern zu weiteren ungelösten Verbrechen. Insbesondere Informationen zu den ungeklärten Tötungsdelikten, wie den Morden in der Göhrde bei Lüneburg, können neue Perspektiven eröffnen.