
Ein kürzlich durchgeführter ADAC-Test in Berlin hat alarmierende Zahlen über das Verhalten von E-Scooter-Fahrern im Straßenverkehr zutage gefördert. Die Untersuchung fand im Oktober 2024 statt und deckte an vier zentralen Kreuzungen während eines Werktages über vier Stunden das Verhalten von insgesamt 12.741 Verkehrsteilnehmenden auf. Dabei wurde festgestellt, dass E-Scooter-Fahrer mit einer Missachtungsrate von 19% das Rotlicht am häufigsten ignorierten. Von den 69 beobachteten E-Scooter-Fahrern durchbrachen 13 die rote Ampel.
Ein Vergleich zeigt, dass Radfahrer und Fußgänger in der Missachtung von roten Ampeln weniger auffällig waren. Rund 7% der Radfahrer (75 von 1.095) und 6% der Fußgänger (274 von 4.787) unterliefen einen Rotlichtverstoß. Bei Autofahrern lag die Rate sogar nur bei 2%, wobei 134 von 6.790 Fahrzeugführern bei Rot weiterfuhren. Besonders auffällig waren 43 dieser Verstöße, die als qualifizierte Rotlichtverstöße anerkannt wurden, da die Ampel länger als eine Sekunde auf Rot war.
Verstöße über die Städte hinweg
Berlin ist jedoch kein Einzelfall. Der ADAC hat ähnliche Probleme auch in anderen Großstädten wie Hamburg, München, Köln und Leipzig festgestellt. Insgesamt wurden in diesen fünf Städten 2.833 Rotlichtverstöße dokumentiert. In Hamburg beispielsweise haben 10 von 64 E-Scooter-Fahrern (ca. 16%) rote Ampeln missachtet. In Leipzig lag die Missachtungsrate bei fast 25%. Diese beträchtlichen Abweichungen werfen Fragen zur Sicherheit im Straßenverkehr auf.
Die unerfreulichen Statistiken sind Teil eines umfangreicheren Bildes: Im Jahr 2023 zählte das Kraftfahrtbundesamt in Deutschland insgesamt 327.230 Rotlichtverstöße. Diese führten dazu, dass rund 10.000 Personen verletzt oder getötet wurden, wie Destatis ermittelte.
Technologische Hilfsmittel und Forschung
Für die Überwachung der Verkehrsverstöße wurde ein innovatives, KI-gestütztes Kamerasystem eingesetzt, welches anonym die Verkehrsteilnehmer zählt und deren Verhalten analysiert. Diese Technologie ermöglichte es, zwischen verschiedenen Arten von Verstößen zu differenzieren, darunter einfacher Rotlichtverstöße und qualifizierte Verstöße. Rund ein Drittel der erfassten Rotlichtverstöße waren qualifiziert, was die Dringlichkeit eines effektiven Verkehrsmanagements in den Städten unterstreicht.
Der ADAC fordert verstärkte Ampelkontrollen und eine Sensibilisierung aller Verkehrsteilnehmer. Mögliche Konsequenzen bei polizeilicher Erfassung sind Bußgelder in Höhe von insgesamt etwa 158.000 Euro, 1.573 Punkte im Flensburger Register und 164 einmonatige Fahrverbote.
Empfehlungen für ein besseres Verkehrsverhalten
Die Warnungen des ADAC gehen über die blosse Ahndung von Verstößen hinaus. Verkehrsexperten, darunter der Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino, betonen, dass E-Scooter-Fahrer oft sorgloser agieren, häufig Leih-Scooter nutzen und daher ein erhöhtes Risiko für sich und andere darstellen. Die Umsetzbarkeit von Projekten wie der „Ampel der Zukunft“, die im November 2024 mit dem „Excellence in Road Safety Award“ ausgezeichnet wurde, könnte helfen, die Verkehrssituation zu verbessern. Diese Ampeltechnologie priorisiert Einsatzfahrzeuge und optimiert die Grünphasen für Fußgänger und Radfahrer.
Insgesamt zeigt die Untersuchung eindringlich, dass das Ignorieren von roten Ampeln eine ernsthafte Gefahr darstellt. Es bleibt abzuwarten, welche Verhaltensänderungen bei den E-Scooter-Fahrern und anderen Verkehrsteilnehmern in den kommenden Monaten zu beobachten sein werden.