
Im April 2023 veröffentlichten die Lehrkräfte Laura Nickel und Max Teske der Oberschule Burg einen Brandbrief, der die rechtsextremen Vorfälle und die damit einhergehende Diskriminierung an ihrer Schule thematisierte. In diesem Schreiben berichteten sie von Mobbing, Ausgrenzung und Gewaltandrohungen, die insbesondere Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund betroffen haben. Zu den Vorfällen zählten das Zeigen verfassungsfeindlicher Symbole und Parolen, die in Klassenzimmern und Fluren zu sehen waren. Diese alarmierenden Berichte stießen auf erhebliche Kritik hinsichtlich der unzureichenden Unterstützung durch die Schulleitung und das Schulamt, wie tagesschau.de dokumentiert.
Nach der Veröffentlichung des Briefes war die Reaktion der Behörden zunächst zögerlich. Eine grundlegende Veränderung trat erst im August 2023 ein, als eine neue Schulleitung eingesetzt wurde. Markus Mandel wurde als Schulleiter engagiert, um das gespaltene Kollegium zu vereinen. Er stufte die Vorfälle nicht als dramatisch ein und stellte fest, dass viele Jugendliche lediglich provozieren wollten, ohne sich als fest verankerte Rechtsextremisten zu identifizieren. Dennoch unterstreicht er die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Bekämpfung der Vorurteile in der Schule, die sich unter anderem in einem Vorfall zeigten, bei dem kurdische Schüler in einem Fußballverein unerwünscht waren. Zudem plant er, einen ehemaligen Rechtsextremisten zu Gesprächen mit den Schülern einzuladen, was ein Teil seiner Präventionsstrategie darstellt.
Ermittlungen und rechtliche Schritte
Die Staatsanwaltschaft Cottbus leitete insgesamt sieben Ermittlungsverfahren gegen Jugendliche ein, die im Alter zwischen 14 und 16 Jahren waren. Diese ermittelten Vorwürfe umfassten das Zeigen von rechtsextremen Symbolen, wie dem Hitlergruß sowie rassistische und homophobe Inhalte in Chats. Fünf der sieben Verfahren wurden 2024 eingestellt. Zwei beschuldigte Jugendliche konnten aufgrund ihrer Strafunmündigkeit nicht weiter verfolgt werden. Zudem wurde ein Fall an die Staatsanwaltschaft Chemnitz abgegeben, während ein anderer weiterhin geprüft wird, wie rbb24.de berichtet.
Die Lehrer Nickel und Teske, die sich mutig für die Rechte ihrer Schüler eingesetzt hatten, sahen sich nach ihrer Aufruf zur Öffentlichkeit Anfeindungen ausgesetzt und beantragten 2024 eine Versetzung von der Oberschule Burg. Trotz der zunehmenden Unterstützung durch externe Stellen wie der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) und eines entwickelten Demokratiekonzepts, bleibt die Lehrerschaft nach wie vor gespalten. Dies bestätigt auch der Sprecher des Kreiselternrates, Thomas Röttger, der die anfängliche Reaktion der Behörden kritisierte und betont, dass es dringend Maßnahmen gegen Extremismus bedarf.
Ausblick und zukünftige Ansätze
Die implementierten Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte und erste Erfolge in der Stabilisierung der Situation an der Oberschule Burg stellen einen Schritt in die richtige Richtung dar. Doch ist fraglich, ob die aktuellen Maßnahmen ausreichen, um das gespaltene Kollegium zu einen und die Schüler nachhaltig zu schützen. Die kritischen Stimmen aus der Lehrerschaft und der Elternschaft legen nahe, dass noch weitere Anstrengungen erforderlich sind, um ein respektvolles und demokratisches Miteinander im Schulalltag zu gewährleisten.
Das Beispiel Burg verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen Schulen heute stehen, wenn es um den Umgang mit rechtsextremem Verhalten und die Förderung von Toleranz geht. Verletzliche Schülergruppen müssen in den Fokus gerückt und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen kritisch reflektiert werden. Brigitte Pick, eine Expertin für Toleranz und Gewaltprävention, hebt hervor, dass es keine festen Rezepte gegen Gewalt gibt. Vielmehr ist eine Vielfalt an Methoden sowie die Bereitschaft zur Selbstreflexion entscheidend, um den Herausforderungen adäquat zu begegnen, wie in den Diskussionen auf magazin-auswege.de ausgeführt.