
Die griechische Urlaubsinsel Santorini wird derzeit von einer beunruhigenden Erdbebenserie heimgesucht, die mehr als 550 seismische Aktivitäten umfasst. Dies hat die Bevölkerung in Alarmbereitschaft versetzt. Fachleute warnen vor möglichen Gefahren und ziehen Parallelen zu den katastrophalen Ereignissen von 1956, als Erdbeben Tsunamis auslösten und viele Menschenleben forderten. Laut Merkur beobachtet das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung zusammen mit der BGR die seismischen Aktivitäten und analysiert die Risiken eines Vulkanausbruchs oder weiterer Erdbeben.
Santorini hat eine lange Geschichte mit Naturkatastrophen, die bis zu einem Vulkanausbruch im 16. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht, gefolgt von einem weiteren Ausbruch im Jahr 1950. Der Unterwasser-Vulkan Kolumbo, der sich sieben Kilometer nordöstlich von Santorini befindet, ist ebenfalls aktiv. Bis heute haben die Erdbeben eine Stärke von bis zu 5 erreicht und traten in Tiefen zwischen vier und zehn Kilometern auf. In den letzten Tagen hat sich die seismische Aktivität von Santorini in Richtung nordöstlicherer Gewässer verschoben, was jedoch die Möglichkeit eines Vulkanausbruchs an der Insel nicht ausschließt.
Aktuelle Situation und wissenschaftliche Analysen
Die griechische Insel ist nach wie vor durch Erdbeben bedroht. Geophysiker Christian Hübscher von der Universität Hamburg, der seit fast 20 Jahren mit griechischen Wissenschaftlern zusammenarbeitet, beschreibt die Erdbebenserie als intensiv und besorgniserregend. Er stellt jedoch fest, dass die tektonische Aktivität, nicht die Vulkane von Santorini und Kolumbo, die Hauptursache für diese Ereignisse ist. Dies wird durch die Tatsache unterstützt, dass die Hypozentren der Erdbeben 35 Kilometer nordöstlich unter der Insel Anydros liegen, weit entfernt von den Magmakammern der Vulkane. In der aktuellen Situation ist es zu einem signifikanten Rückgang der Einwohnerzahl auf Santorini gekommen: Rund zwei Drittel der 16.000 Einwohner haben die Insel aufgrund der Erdbeben verlassen.
Zusätzlich hat das Erdbeben am 18. Februar 2025, das eine Stärke von 5,1 auf der Richterskala erreichte, die Gemüter der Bevölkerung weiter aufgewühlt. Dies war eines von mehreren Nachbeben, die in den darauffolgenden Tagen registriert wurden, und stellt das stärkste Erdbeben in Griechenland seit dem 12. Februar 2025 dar. Die seismische Aktivität in den letzten Wochen zeigt, dass Griechenland, einer der seismisch aktivsten Teile Europas, nicht nur durch regelmäßige kleinere Erschütterungen, sondern auch durch größere Ereignisse gefährdet ist. Historische Daten belegen, dass Griechenland in der Grenzregion der Ägäischen und der Eurasischen Platte liegt, was es zu einem Hotspot für Erdbeben macht.
Zukünftige Szenarien
Die Vorhersage zukünftiger Erdbeben und möglicher Vulkanausbrüche bleibt eine große Herausforderung. Experten sind sich einig, dass diese Aktivitäten durch Bewegungen von Fluiden oder Magma im Untergrund induziert werden können, jedoch gibt es keine präzisen Methoden zur Vorhersage solcher Ereignisse. Während die Möglichkeit eines Vulkanausbruchs an Santorini oder Kolumbo nicht ausgeschlossen werden kann, schätzen Wissenschaftler die Wahrscheinlichkeit als statistisch gering ein, da der letzte Ausbruch von Kolumbo bereits weniger als 400 Jahre zurückliegt.
Um die Auswirkungen der Erdbeben besser zu verstehen, plant Hübscher im März eine Expedition mit dem Forschungsschiff Maria S. Merian. Ziel der Expedition ist es, unbekannte Unterwasservulkane zu untersuchen und die Auswirkungen der seismischen Aktivitäten auf den Meeresboden zu analysieren.
In Anbetracht der Geschichte und der aktuellen Lage bleiben die Gedanken an mögliche schwerere Erdbeben im Raum. Die Erdbebenserie auf Santorini macht deutlich, dass trotz der geringen statistischen Wahrscheinlichkeit ernsthafte Vorkehrungen und Vorbereitungen unerlässlich sind – sowohl für die Anwohner als auch für die zahlreichen Touristen, die dieser beindruckenden, aber unberechenbaren Insel im Ägäischen Meer einen Besuch abstatten möchten.
Die Lehren aus der Geschichte und die moderne Wissenschaft werden entscheidend sein, um Santorini in einer turbulentem Erdbebenlandschaft sicherer zu machen. Die sich zuspitzende Situation erfordert eine ständige Überwachung und Weiterentwicklung der geophysikalischen Forschung.