Havelland

Junge Wähler in Friesack: AfD-Wahl und unbefriedigte Sehnsüchte!

In der kleinen Stadt Friesack mit nur 1.500 Einwohnern nimmt die AfD eine besondere Stellung ein. Bei der letzten Bundestagswahl erhielten die Rechten hier bemerkenswerte 49,3 Prozent der Stimmen, während ihr Erststimmenergebnis sogar 51,6 Prozent betrug. Diese Ergebnisse spiegeln ein Phänomen wider, das sich auch in einer aktuellen Jugendtrendstudie zeigt, die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde. Diese Studie erhebt die beliebtesten Parteien unter den 18- bis 29-Jährigen und kommt zu dem Schluss, dass AfD und Linke besonders bei dieser Altersgruppe an Zuspruch gewinnen.

Am heutigen Tag, den 27. Februar 2025, steht eine Gruppe junger Männer vor einer leeren Bäckerfiliale, umgeben von Kästen Bier. Sie haben bewusst die AfD gewählt, um einen Wandel in ihrer Stadt zu bewirken. „Wir sind keine Nazis“, betont der 28-jährige Beikoch und fügt hinzu, dass Deutschland weniger Migranten benötigt, um die Steuerlast zu reduzieren. Auch wenn sie selbst keine negativen Erfahrungen mit Migranten gemacht haben, plädieren sie dafür, dass Einwanderer straffrei bleiben sollten, wenn sie ins Land gelassen werden. Diese Argumentation wirft ein Licht auf die Stimmung in Friesack, wo die Bevölkerung und die Infrastruktur in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen sind.

Wahlverhalten und Jugendtrends

Laut der Studie aus Berlin geben 18 Prozent der 18- bis 29-Jährigen an, die AfD zu wählen, was gleichauf mit den Grünen ist. Das ergibt einen Bedeutungsverlust für die CDU/CSU und die SPD, die beide stagnieren. Bei den jüngeren Wählern im Alter von 18 bis 21 Jahren hat sich die Gewichtung jedoch verschoben: Hier führen die AfD und die Linke nahezu gleich auf, mit 20 und 19 Prozent. Die Linke hat sich als neue Sympathie-Partei positioniert, insbesondere durch ihren Fokus auf soziale Gerechtigkeit und bezahlbaren Wohnraum. Diese Themen wurden von den anderen Parteien als unzureichend behandelt wahrgenommen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Wahlentscheidung ist der Einfluss von sozialen Medien. Etwa 62 Prozent der Befragten betrachten diese als zentrale Informationsquelle für Nachrichten. Die AfD und die Linke haben dies in ihre Wahlkampagnen integriert, was ihnen unter den jungen Wählern hilft, Sichtbarkeit und Unterstützung zu gewinnen.

Die soziale Lage und Perspektiven der Jugend

Friesack ist exemplarisch für viele ländliche Gegenden in Deutschland. Die Stadt hat seit den 1980er Jahren Einrichtungen wie Gaststätten, Kinos und ein Krankenhaus verloren. Die aktuelle Arbeitslosenquote für junge Menschen im Havelland liegt bei alarmierenden 10,5 Prozent. Christoph Köpernick, der ehemalige Bürgermeister, äußert den Wunsch nach mehr Engagement und Angeboten für die Jugend. Derzeit gibt es im Stadtkern nur die „AWO Hütte“, während andere Freizeitangebote für junge Erwachsene fehlen.

Die Zustimmung zur AfD ist nicht nur ein Zeichen für eine politische Neigung, sondern auch für eine Generation, die sich in einer zunehmend unsicheren sozialen und wirtschaftlichen Lage sieht. Die beiden Männer, die vor der Bäckerei Bier trinken, formulieren dies deutlich: Viele ihrer Altersgenossen fühlen sich führungslos und verlieren die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Eine Anwohnerin in Friesack zeigt Verständnis für die Entscheidung der jungen Wähler, da auch sie die fehlenden Perspektiven in der Region erkennt.

Politikwissenschaftler prognostizieren, dass die Unterstützung für die AfD auf dem Land tendenziell größer ist als in städtischen Gebieten. Insbesondere in strukturschwachen Gegenden oder dort, wo die wirtschaftlichen Chancen begrenzt sind, wächst die Unzufriedenheit über die bestehenden politischen Antworten und Strategien. Dennoch distanzieren sich einige junge AfD-Wähler von der verschärften Rhetorik ihrer Partei, was auf die Komplexität ihrer politischen Identität hinweist.

Die Situation in Friesack ist eine Momentaufnahme für viele ländliche Regionen, wo Jugendliche vor Herausforderungen stehen, die ihre politische Orientierung stark beeinflussen. Die AfD bleibt mit ihrer Ansprache und Themenverlagerung ein zentraler Akteur in den anstehenden Wahlen.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
maz-online.de
Weitere Infos
sueddeutsche.de
Mehr dazu
tagesspiegel.de

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