
In Brandenburg fehlt es an rund 380 niedergelassenen Ärzten, eine Situation, die sich seit Ende 2018 stark verschärft hat. Laut einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage von Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht waren Ende 2023 allein 320 Hausarztsitze unbesetzt, was einem signifikanten Anstieg im Vergleich zu den 130 unbesetzten Hausarztsitzen Ende 2018 entspricht. Dies spiegelt einen der drängendsten Probleme im deutschen Gesundheitswesen wider, das trotz hoher Investitionen immer mehr Versorgungsengpässe verzeichnet.
Die Probleme in Brandenburg sind symptomatisch für einen breiteren Trend in Deutschland. Während die Bundesärztekammer 2022 eine Rekordzahl an Ärztinnen und Ärzten vermeldete, führt die Zunahme von Teilzeitstellen und der Wechsel vieler Medizinerinnen und Mediziner in andere Berufe zu einem spürbaren Mangel. Jüngere Ärzte streben zunehmend nach einer besseren Work-Life-Balance, die sie in Vollzeitpositionen nicht mehr finden, wie Prof. Antonius Schneider von der TU München feststellt.
Ärztemangel und steigende Anforderungen
Der Mangel an Ärzten beschränkt sich nicht nur auf Hausärzte. Ende 2023 waren in Brandenburg auch 14 Hautarztsitze unbesetzt. Für Nuklearmediziner und Kinderärzte wurden jeweils sieben unbesetzte Stellen registriert, während für Frauenärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und weitere Kinderärzte jeweils sechs Sitze nicht besetzt werden konnten. Sahra Wagenknecht wies darauf hin, dass diese Engpässe in einem der teuersten Gesundheitssysteme der Welt nicht akzeptabel seien und forderte Maßnahmen zur Schaffung von mehr Medizinstudienplätzen sowie ein besseres Vergütungssystem und Verpflichtungen zur Arztniederlassung.
Bestimmte Regionen wie ländliche Gebiete leiden unter einem besonders hohen Mangel an Hausärzten, während in städtischen Räumen oft Überversorgung herrscht. Diese ungleiche Verteilung trägt zur allgemeinen Unzufriedenheit bei, da Patientinnen und Patienten häufig lange auf Arzttermine warten müssen. Die aktuelle Situation wird durch die alternde Ärzteschaft, die zunehmend auch weiblicher wird, weiter verschärft, da viele Ärztinnen familiären Verpflichtungen nachkommen müssen und somit häufiger aus dem Beruf aussteigen.
Die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Deutschland
Die Fluktuation im ärztlichen Beruf, die Zunahme von Teilzeitstellen und die Vielzahl an Herausforderungen, mit denen Mediziner konfrontiert sind, werfen Fragen zur Zukunft der Gesundheitsversorgung in Deutschland auf. Der Marburger Bund schlägt daher neue gesetzliche Maßnahmen zur besseren Verteilung der Ressourcen vor. Die Veränderungen in der Berufsausübung sind bereits spürbar. 2023 arbeiteten nur noch 85% der Hausärzte in Vollzeit, ein drastischer Rückgang, der sich seit 2009 bemerkbar macht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Ärztemangel in Brandenburg und darüber hinaus ein komplexes Problem darstellt, das dringende Aufmerksamkeit erfordert. Nur durch eine Kombination aus gesamtgesellschaftlichem Engagement und politischen Maßnahmen kann das Gesundheitssystem in Deutschland auf die ansteigende Nachfrage reagieren und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen für die Mediziner verbessern.
Zusätzliche Perspektiven zur Thematik bieten Artikel von maz-online.de, tagesspiegel.de und zdf.de.