
Am Freitagnachmittag versammelten sich in Falkenberg/Elster rund 200 bis 300 Menschen zu einem Protest gegen die geplante Kürzung der S-Bahnlinie S4. Die Veranstaltung, die die Erwartungen der Veranstalter übertraf, wurde von sechs Bürgermeistern aus Nordsachsen und dem Elbe-Elster-Kreis organisiert, um gegen die Entscheidung des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) zu demonstrieren. Laut den aktuellen Plänen soll die S4 ab 2026 nicht mehr bis Falkenberg/Elster, sondern lediglich bis Torgau fahren, wobei finanzielle Gründe als Hauptursache angeführt werden.
Die Teilnehmer der Versammlung waren nicht nur Bewohner der betroffenen Gemeinden. Auch lokale politische Größen, wie Landrat Christian Jaschinski (CDU) und Dr. Christiane Schenderlein (CDU), nahmen an der Pressekonferenz teil. Während die Sächsischen Teilnehmer die S-Bahn demonstrativ nach Falkenberg nutzten, äußerten sie scharfe Kritik an der Entscheidung und betonten die Wichtigkeit einer verlässlichen Verbindung zwischen Brandenburg und Sachsen. Sie berufen sich auf eine Resolution, die mehrere Bürgermeister als Zeichen des Widerstands gegen die Streckenkürzung verfasst hatten.
Politische Reaktionen und Bedenken
Die Absenkung der Strecke von Torgau über Beilrode bis Falkenberg/Elster wird von den Kreistagsfraktionen in Nordsachsen als Politikum betrachtet. Der Landrat von Nordsachsen, Kai Emanuel, entschuldigte sich während der Veranstaltung wegen seiner inneren Zerrissenheit, während Kritiker der Entscheidung befürchten, dass die Anbindung an größere Städte wie Leipzig, Dresden und Berlin dadurch erschwert wird. Christiane Schenderlein wies explizit auf die negativen Auswirkungen dieser Maßnahme auf die Region hin.
Die Demontage der S4 wird von verschiedenen politischen Lagern unterschiedlich bewertet. Die AfD betrachtet die Kürzung als eine logische Konsequenz aus finanziellen Engpässen, während Vertreter der SPD/Grünen, wie Heiko Wittig, die Beibehaltung einer stündlichen Taktung fordern. Der Rückgang der Nutzerzahlen auf rund 80 pro Tag könnte jedoch als Argument gegen die Beibehaltung dieser Verbindung angeführt werden. Dr. Michael Friedrich von der Linkspartei fordert ebenfalls den Erhalt der S4.
Öffentliche Mobilität im ländlichen Raum
Die Kürzungen bei der S-Bahnlinie S4 stehen in einem größeren Kontext der ländlichen Mobilität. In vielen ländlichen Regionen, darunter auch Nordsachsen, ist der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) oft unattraktiv, was zu einer hohen Abhängigkeit von privaten Kraftfahrzeugen führt. Laut einer Studie, die auf bpb.de veröffentlicht wurde, werden 60% aller Strecken im ländlichen Raum mit Pkws zurückgelegt, was zu einem höheren CO2-Fußabdruck führt.
Vor diesem Hintergrund zeigt der Protest in Falkenberg/Elster, wie wichtig eine gut ausgebaute und zuverlässige Infrastruktur für die Bewohner der ländlichen Räume ist. Die dortigen Bürger verlangen nicht nur den Erhalt bestehender Verbindungen, sondern auch eine Verbesserung der Services und Angebote. Mangelnde Zeitersparnis und unzureichende Fahrtzeiten erschweren den Zugang zu Arbeitsplätzen, Schulen und Freizeitmöglichkeiten. Die Forderung nach neuen und innovativen Mobilitätslösungen, wie autonomen Kleinbussen und Carsharing-Optionen, gewinnt hier zunehmend an Bedeutung.
Zusammenfassend wird deutlich, dass die Debatte um die Kürzung der S-Bahnlinie S4 nicht nur eine lokale Angelegenheit ist, sondern Teil einer umfassenderen Diskussion über die Mobilität im ländlichen Raum. Die anhaltenden Proteste und politischen Aktivitäten zeigen, dass den Bürgern die Erhaltung ihrer Anbindung durchaus am Herzen liegt, insbesondere in einer Zeit, in der die ländliche Infrastruktur zunehmend auf dem Prüfstand steht.