
Inmitten der aktuellen globalen Unsicherheiten, geprägt von einem anhaltenden Krieg in der Ukraine und den Folgen der jüngsten Bundestagswahl in Deutschland, erlangt das Thema psychische Gesundheit eine immer größere Bedeutung. Die Psychologin Sandra Jankowski von der MAZ beleuchtet die Auswirkungen negativer Nachrichten auf die Psyche und erklärt, wie solche Meldungen zu einer signifikanten Stressreaktion führen können.
Jankowski unterscheidet zwischen alltäglichem Stress und dem durch globale Krisen bedingten Stress, der zahlreiche Symptome wie Unkonzentriertheit, Herzklopfen und Gereiztheit hervorrufen kann. Dauerhafter Stress ist nicht nur unangenehm, sondern birgt auch die Gefahr, psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände auszulösen.
Doomscrolling und seine Folgen
Ein besonders besorgniserregendes Phänomen, das in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, ist das sogenannte Doomscrolling. Flinders University hat eine Studie veröffentlicht, die die Auswirkungen dieses Verhaltens untersucht. Laut den Forschern führt das ständige Konsumieren negativer Nachrichten auf sozialen Medien nicht nur zu Stress und Angst, sondern kann auch zu einem Gefühl der Sinnlosigkeit und einer verstärkten Misstrauenshaltung gegenüber anderen Menschen führen. Bei der Untersuchung nahmen 800 Studierende aus den USA und Iran teil, was zeigt, dass diese Problematik kulturelle Grenzen überschreitet.
Die Forschung zeigt, dass Doomscrolling signifikant mit existenzieller Angst verknüpft ist und sogar zu Misanthropie führen kann. Dies geschieht, weil der konstante Zugang zu beunruhigenden Nachrichten die Überzeugung von der eigenen Kontrolle über das Leben und die Akzeptanz der eigenen Sterblichkeit untergräbt. Die Studie bestätigte, dass sowohl im iranischen als auch im US-amerikanischen Beispiel die Abhängigkeit von negativen Nachrichten spürbare psychische Belastungen zur Folge hat.
Empfehlungen zur Stressbewältigung
Um den negativen Effekten des Doomscrollings entgegenzuwirken, empfehlen Experten, die Zeit, die man mit sozialen Medien verbringt, zu begrenzen und positive Inhalte aktiv zu suchen. Sport, Hobbys und offenes Sprechen über Sorgen sind essenzielle Strategien zur Stressbewältigung. Jankowski schlägt vor, sich auf einen einzigen Nachrichtenkanal zu beschränken und die Nachrichtenaufnahme gezielt zu limitieren.
Zusätzlich werden Entspannungstechniken wie Meditation und Atemübungen empfohlen, um die durch Doomscrolling oder stressige Nachrichten zufolge entstehenden Ängste zu reduzieren. Die AOK erklärt, dass eine unkontrollierte Internetnutzung zu einer internetbezogenen Störung führen kann, wenn beispielsweise keine Kontrolle über das eigene Verhalten mehr vorhanden ist und Sorgen über die eigenen Emotionen in der digitalen Welt umso mehr zunehmen.
Es ist wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, insbesondere bei Anzeichen für Depressionen. Jankowski weist darauf hin, dass Zeichen wie depressive Phasen über zwei Wochen oder selbstverletzendes Verhalten ernst genommen werden sollten. Informationen zu schnellen Hilfsmöglichkeiten, wie etwa dem Hausarzt oder telefonischer Seelsorge, sind ebenfalls von großer Relevanz.
In einer Zeit, in der soziale Medien sowohl verbinden als auch belasten können, ist es entscheidend, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Informationsaufnahme und mentalem Wohlbefinden zu finden.