
In Brandenburg an der Havel scheitern Ambitionen für ein neues Wohn- und Kulturquartier am Hohen Steg an einem maroden Abwasserrohr. Berliner Architekt Carlos Zwick hat Pläne für eine Kombination aus Wohnen, Gewerbe und kulturellen Einrichtungen auf einem 19.569 Quadratmeter großen Areal entwickelt, das 2020 in einer Versteigerung von der Deutschen Bahn AG erstanden wurde. Doch die Fortschritte stagnieren, da die Schmutzwasserleitung, die den Bereich entlasten sollte, sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand befindet.
Die Leitung war ursprünglich für die Entwässerung des ehemaligen Bahnbetriebswerks gedacht, das seit dem Jahr 2000 nicht mehr genutzt wird. In dieser Zeit hat sie durch Verfall an Funktionalität eingebüßt, und die Abwasserentsorgung wird momentan sogar mobil über ein „rollendes Rohr“ durchgeführt. Die derzeitige Nutzung der Leitung nach 2015, auch durch umliegende Nachbarn, hat ihre Substanz zusätzlich belastet. Ein Vor-Ort-Test, der Mitte Dezember durchgeführt wurde, ließ immerhin Wasser durch die Leitung fließen, das ins Brawag-Netz gelangt.
Herausforderungen der Infrastruktur
Die Deutsche Bahn AG ist Eigentümerin der Schmutzwasserleitung, die unter den Bahngleisen bis zu den Gebäuden des ehemaligen Bahnbetriebswerks verläuft. Intensive Abstimmungen zwischen der Bahn, dem privaten Investor und der Stadtverwaltung sind notwendig, um die erforderlichen Sanierungsverfahren einzuleiten. Der Zustand der Leitung, der durch eine Video-Dokumentation im Rathaus dokumentiert ist, macht deutlich, dass ohne eine gesicherte Abwassererschließung die städtebauliche Planung nicht weiter vorangetrieben werden kann.
Im September 2023 verabschiedeten die Stadtverordneten den Bebauungsplan für das neue Stadtquartier. Das städtebauliche Konzept sieht eine urbane Mischung aus Büro- und Wohngebäuden sowie kulturellen Einrichtungen vor. Die Büros sind entlang der lärmbelasteten Bahnlinien vorgesehen, während Denkmal geschützte Gebäude erhalten bleiben sollen. Der Abstand zur Potsdamer Straße und der fußläufige Zugang zum Hauptbahnhof stellen zusätzliche Herausforderungen dar. So muss ein Verkehrsgutachten belegen, dass eine Anbindung des Plangebiets an die Hauptverkehrsstraße möglich ist, um die Planungen fortzusetzen.
Ein Blick auf die Zukunft
Die Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Entwicklung öffentlicher technischer und sozialer Infrastrukturen, einschließlich Wasser- und Abwasserentsorgung, sind nicht zu unterschätzen. Diese Gegebenheiten machen die Entwicklung von städtebaulichen Orientierungswerten unerlässlich, um künftigen Bedarf abzuschätzen. Die Stadt Brandenburg an der Havel steht vor der Herausforderung, ihre Infrastruktur so zu gestalten, dass sie sowohl den urbanen Raum als auch die sozialen Bedürfnisse der dauerhaft ansässigen Bevölkerung und der zukünftigen Nutzer verbindet.
maz-online.de berichtet, dass ohne gesicherte Abwassererschließung und weitere Untersuchungen wie Artenschutzgutachten und Baugrunduntersuchungen die zukunftsorientierten Pläne der Stadt nicht realisiert werden können. Der Weg zu einer nachhaltigen Infrastruktur in Brandenburg an der Havel bleibt somit ein komplexes Unterfangen.
meetingpoint-brandenburg.de beleuchtet die entscheidende Rolle von Wasser- und Abwasserversorgung in der Stadtentwicklung und weist auf die Notwendigkeit hin, die Rahmenbedingungen für die soziale Infrastruktur und Alltagsmobilität anzupassen.
difu.de hebt hervor, dass die Planung und Umsetzung entsprechender Infrastrukturprojekten entscheidend für die Attraktivität und die Nutzung städtebaulicher Konzepte sind, während die Stadt Brandenburg sich aktualisierenden Herausforderungen der Infrastruktur stellen muss.