
Die Zukunft des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen steht momentan auf der Kippe. Laut MAZ Online prüft das Unternehmen die Abspaltung seines gesamten Antriebsgeschäfts sowie die Ausgliederung der E-Division. Diese Entwicklungen sind besonders besorgniserregend für den Standort Brandenburg an der Havel, wo die Stimmung unter den Beschäftigten bereits angespannt ist.
Die Transformation zur E-Mobilität bei ZF ist ins Stocken geraten. Während der Standort stark vom Verbrennermotor abhängig ist, könnte der Umbau gravierende Folgen haben. Betriebsrat und IG Metall haben daher klare Forderungen nach mehr Informationen über die Zukunft des Unternehmens geäußert. Stefanie Jahn, Bevollmächtigte der IG Metall, verlangt Transparenz über die Perspektiven für die Mitarbeiter.
Personalabbau und Umstrukturierung
Der Personalabbau in Brandenburg könnte dramatische Ausmaße annehmen. ZF plant, die Belegschaft in den nächsten vier Jahren von ursprünglich 1600 auf 900 Mitarbeiter zu reduzieren. Dies bedeutet den Verlust von etwa 550 Stellen. Eine ähnliche Situation droht auch für das ZF-Werk in Saarbrücken, wo die E-Division mit rund 9000 Beschäftigten unter den aktuellen Marktbedingungen leidet. Laut Tagesschau kündigte ZFs Vorstandsvorsitzender Holger Klein zudem Einsparungen von sechs Milliarden Euro an.
Die Schwierigkeiten sind in der gesamten Branche spürbar. Die nachlassende Nachfrage nach Verbrenner-Getrieben und die langsamere Entwicklung der E-Mobilität im Vergleich zu den Erwartungen belasten die Automobilzulieferer. In Anbetracht dieser Umstände könnte ein geplanter deutschlandweiter Stellenabbau zwischen 11.000 und 14.000 Jobs ins Auge gefasst werden.
Finanzielle Herausforderungen
Die Finanzlage von ZF ist angespannt. Das Unternehmen hat über zehn Milliarden Euro Schulden und jährliche Zinszahlungen von über 500 Millionen Euro. Moody’s hat die Kreditwürdigkeit von ZF bereits auf „negativ“ herabgestuft. Die Ausgliederung von profitablen Geschäftsbereichen, wie bereits beim Airbag-Geschäft geschehen, scheint eine Strategie zur Entschuldung zu sein. Dennoch bleibt unklar, welche Kernkompetenzen ZF nach einer möglichen Abspaltung noch behalten könnte.
Die IG Metall sieht die drohende Abkopplung als gefährlich für die Arbeitsplätze. Im Saarland hatte die Landesregierung vor zwei Jahren 250 Millionen Euro zur Sicherung des ZF-Standorts zugesagt, wobei diese finanziellen Zusagen an Beschäftigungssicherungen gebunden sind. Die Gewerkschaft fordert daher ein tragfähiges Konzept für die E-Division und lehnt eine Ausgliederung vehement ab.
Forderungen und Perspektiven der Branche
Die Probleme der Automobilbranche sind nicht nur unternehmensintern, sondern haben auch konjunkturelle und strukturelle Ursachen. Der europäische Automobilmarkt sieht sich mit einem Rückgang bei der Nachfrage nach sowohl Verbrennern als auch elektrifizierten Fahrzeugen konfrontiert. Die IG Metall fordert von der Politik, die Rahmenbedingungen für die Zukunft der deutschen Automobilstandorte zu sichern und Infrastruktur aufzubauen. Zudem besteht die Notwendigkeit, Fehler in der Förderung der Elektromobilität schnell zu korrigieren.
Die Branche ist mit starken Konkurrenten wie Tesla und chinesischen Herstellern konfrontiert, die im Bereich E-Mobilität eine Vorreiterrolle einnehmen. In China sind bereits 50% der Neuwagen elektrifiziert. ZFs Herausforderungen könnten somit auch ein Indikator für die gesamte wirtschaftliche Situation in der deutschen Automobilindustrie sein, die sich dringend anpassen muss.