
Das evangelische Domstift zu Brandenburg an der Havel bereitet eine bedeutende Jahresausstellung mit dem Titel „Mythos Maria“ vor. Diese spannende Präsentation wird von Anfang Mai bis Ende Oktober 2024 stattfinden und thematisiert die vielfältige Wahrnehmung und Verehrung der Marienfigur in verschiedenen Kulturen und Religionen. Die Kulturvorständin des Domstifts, Marianne Schröter, betont die interkulturelle Bedeutung der Marienfrömmigkeit und beschreibt Maria als eine „überindividuelle Muttergestalt“ und Schutzpatronin, die die Herzen der Menschen über Jahrhunderte hinweg geprägt hat. Erwartet werden mehr als 100 Objekte, darunter Darstellungen von Maria aus verschiedenen Materialien wie Pergament, Glas und Lindenholz.
Ein Anlass für die Ausstellung ist das 650-jährige Jubiläum des Böhmischen Altars im Dom, der 1375 von Kaiser Karl IV. gestiftet wurde. Historisch gesehen war Brandenburg an der Havel im Mittelalter ein bedeutendes Zentrum der Marienverehrung und zog Pilger aus ganz Europa an. Die Ausstellung wird nicht nur den Marienkult beleuchten, sondern auch seine Rezeption zwischen Frömmigkeit und Kommerz thematisieren. Unter den Leihgaben ist eine originale Pilgermarke aus dem 14. Jahrhundert, die einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Marienverehrung bietet.
Die Rolle Marias in Religion und Kunst
Die ausgestellten Objekte reflektieren die vielfältigen Aspekte der Marienverehrung, die sowohl im katholischen als auch im protestantischen Kontext eine Rolle spielten. Martin Luther, der Maria als fromme Frau ansah, wies die überhöhte Rolle in der katholischen Kirche zurück, erkannte jedoch deren Bedeutung. Dies führte dazu, dass Maria auch für Protestanten eine wichtige Figur blieb. Maria wird auch im Retabel des Hohen Chors des Brandenburger Doms verewigt, das eines der bedeutendsten Altarbilder des frühen 16. Jahrhunderts darstellt. Hergestellt in einer Leipziger Werkstatt und gestiftet 1518 von Abt Valentin für das Kloster Lehnin, steht der Altar noch immer an seinem ursprünglichen Platz und ist damit ein einzigartiges Stück der Kirchengeschichte.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht insbesondere das 500-jährige Jubiläum dieses Hochaltars. Dieser Altar ist nicht nur ein Beispiel bildhauerischer Kunst am Übergang von Gotik zur Renaissance, sondern auch ein Zeugnis der religiösen Umbrüche und wissenschaftlichen Aufbrüche um 1500. Die dreidimensional gestalteten Heiligenfiguren auf den Innenseiten der Flügel, deren Kleiderfalten plastische Eindrücke vermitteln, werden das Publikum ebenso in ihren Bann ziehen wie die zentrale Figur der Strahlenkranzmadonna.
Ergänzende Veranstaltungen und Programme
Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm begleitet, das sich mit der Rolle Marias in verschiedenen Religionsgemeinschaften auseinandersetzt. Zudem wird eine interkulturelle Ausstellung „Was uns verbindet. Die fünf großen Weltreligionen in Berliner Klassenzimmern“ Teil des Programms sein. Dies zeigt das Bestreben des Domstifts, nicht nur die christlichen Traditionen zu beleuchten, sondern auch einen interreligiösen Dialog zu fördern.
Insgesamt wird die Ausstellung „Mythos Maria“ nicht nur ein Fenster zur Vergangenheit bieten, sondern auch zur Gegenwart der Marienverehrung. Selbst im 19. Jahrhundert erlebte das Bild von Maria in der katholischen Kirche eine Verselbstständigung, die schließlich zu einer Überdeckung der Verehrung Christi führte. So setzen sich die Besucher mit einer Figur auseinander, deren Einfluss bis heute spürbar ist.
Für weitere Informationen können Sie den Artikel von domradio.de sowie die Webseite des Dom Brandenburg besuchen. Diese bieten zusätzliche Einblicke in die besondere Beziehung der Menschen zu Maria und deren Relevanz über Jahrhunderte hinweg.