
Die westfälische Modemarke Gerry Weber hat erneut Insolvenz angemeldet, was einen weiteren Rückschlag in der turbulenten Geschichte des Unternehmens darstellt. Laut maz-online.de stehen alle Filialen, einschließlich der beliebten Niederlassung in der Sankt-Annen-Galerie in Brandenburg an der Havel, auf dem Prüfstand. Der Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung wurde beim Amtsgericht Bielefeld eingereicht, während das Management während des Verfahrens im Amt bleibt.
Gerry Weber hat das Ziel, mit einem Sachverwalter Optionen zur Sanierung und Neustrukturierung zu prüfen. Dies setzt auf die Reduzierung von Kosten, das Retten von Arbeitsplätzen und die zukunftssichere Aufstellung der Marke. Im April 2023 hatte das Unternehmen bereits ein Sanierungsverfahren initiiert, bei dem 122 von 171 Filialen in Deutschland geschlossen werden mussten, was über 400 Stellen betraf.
Ein besucherstarkes Einkaufszentrum im Fokus
Die Sankt-Annen-Galerie ist das umsatzstärkste Einkaufszentrum in Brandenburg an der Havel und zeigt die Bedeutung von Gerry Weber für die lokale Wirtschaft. Der Betrieb in diesem Standort bleibt laut tagesschau.de vorerst normal, während die vier Mitarbeiter vorübergehend Insolvenzgeld erhalten. Die Marke, die 1973 gegründet wurde, kämpft allerdings mit einem angestaubten Image und sieht sich in einer Branche, die durch Übersättigung und wachsendem Online-Handelsdruck gefährdet ist.
Die Insolvenz ist die dritte für Gerry Weber innerhalb der letzten sechs Jahre. Die Gründe für die aktuelle Krise liegen u.a. in einem enttäuschenden Weihnachtsgeschäft. Gespräche mit potenziellen Käufern sind bereits im Gange, und das Unternehmen sucht einen neuen Eigentümer, der bereit ist, in die Zukunft von Gerry Weber zu investieren.
Krise in der Modebranche
Die allgemeine Situation in der deutschen Modebranche ist kritisch. Laut tagesschau.de haben zahlreiche Unternehmen, darunter auch Esprit und Peek & Cloppenburg, Insolvenz angemeldet. Die Branche leidet unter der zurückhaltenden Kaufbereitschaft der Konsumenten und gestiegenen Kosten für Energie, Miete und Gehälter. Die Zahl der Beschäftigten ist in den letzten Jahren jedoch um knapp vier Prozent gestiegen, was auf eine gewisse Stabilität in der Branche hinweist.
Im Rahmen der Sanierung im Jahr 2023 konnte Gerry Weber 150 Millionen Euro Schulden abbauen. Das Unternehmen reduzierte seine Filialen drastisch, um sich auf den Großhandel zu konzentrieren. In diesem neuen Insolvenzverfahren erfolgt die Überwachung durch einen Sachwalter, um die Fortführung des Unternehmens sicherzustellen.
Die stark geschrumpften Importzahlen und der zunehmende Druck von asiatischen Online-Händlern, die mit flexiblen Geschäftsmodellen operieren, verstärken den Kampf ums Überleben der traditionellen deutschen Modeunternehmen. Das Interesse an Modegeschäften, wie eine Umfrage zeigt, bleibt jedoch bestehen. Fast 49 Prozent der Befragten äußern den Wunsch nach mehr Modegeschäften in der Sankt-Annen-Galerie.
Die Zukunft von Gerry Weber liegt nun in den Händen potenzieller Investoren, die bereit sind, die Marke wiederzubeleben und in ein zukunftsträchtiges Konzept zu investieren. Nur so kann das Unternehmen in einem schwierigen Marktumfeld bestehen bleiben.