
Am 28. Februar 2025 wurde die jährliche Zählung der Fledermäuse in den Winterquartieren des Naturparks Barnim abgeschlossen. Diese Inventur, an der Ranger der Naturwacht und der Fledermausexperte Hinrich Matthes beteiligt waren, zeigt einen beunruhigenden Trend: Die Anzahl der überwinternden Fledermäuse ist geringer als in den Vorjahren. Seit 2008 erfasst die Naturwacht die Bestände in den Winterquartieren, was einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz darstellt. Ranger Michael Schünemann hebt hervor, dass die Zahl der Tiere an etablierten Standorten abnehmen kann, ohne dass sich das Quartier selbst verändert hat.
Mögliche Ursachen für den Rückgang sind schwer zu bestimmen. Witterungsbedingte Schwankungen, der Verlust von Rückzugsorten oder Nahrungsmangel könnten dabei eine Rolle spielen. Positiv ist jedoch, dass im ehemaligen Wasserwerk Basdorf 322 Zwergfledermäuse gezählt wurden, was auf eine positive Entwicklung an diesem Standort hinweist. Die Fledermäuse verbringen normalerweise den Winter im Winterschlaf, wachen jedoch bei milden Temperaturen phasenweise auf. Ungewöhnlicherweise wurden einige Fledermäuse sogar beim Insektenjagen beobachtet, was für die Ranger und Forscher Anlass zur Sorge gibt.
Herausforderungen für den Artenschutz
Der Winterschlaf ist für die Fledermäuse überlebenswichtig, da sie in dieser Zeit keine Nahrung finden können. Schünemann warnt, dass übermäßiger Energieverbrauch in Wachphasen riskant sein kann. Um die heimischen Fledermäuse zu unterstützen, sind dringende Maßnahmen erforderlich, nicht nur in den Wintermonaten. Vorschläge hierfür umfassen das Anbringen von Fledermauskästen und den Erhalt von Spalten in alten Gebäuden. Zudem sollten naturnahe Gärten mit heimischen Wildpflanzen geschaffen werden, um zusätzliche Lebensräume für Insekten anzubieten.
Die Naturwacht Brandenburg setzt sich seit 1991 in 15 Nationalen Naturlandschaften für den Schutz von Flora und Fauna ein. Jährlich begleiten die Ranger etwa 10.000 Interessierte auf über 500 geführten Touren und engagieren sich aktiv in der Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Fortschritt der Bekämpfung von Datenlücken
Die Herausforderung der genauen Bestandsaufnahme von Fledermäusen bleibt bestehen. Daten zu vielen Taxa sind schwer zu erheben, und visuelle Zählungen in Winterquartieren unterschätzen häufig die Populationen. Innovativ sind Ansätze, die Infrarot-Lichtschranken nutzen, um genauere Daten zu erhalten. Eine Studie zur Nutzung dieser Technologie hat ergeben, dass Zählungen auf weniger als 10 % der Fledermäuse in komplexen Quartieren heruntergeschraubt wurden. Im Vergleich dazu haben Lichtschranken eine nahezu perfekte Genauigkeit erreicht, insbesondere während der Ausflugsphase der Fledermäuse.
Die Anwendung solcher innovativen Techniken könnte das Fledermausmonitoring revolutionieren und den Naturschutz unterstützen, indem verlässliche Daten über die Populationsgrößen und -trends gesammelt werden. Das Projekt BATLAS, der digitale Fledermausatlas, zielt zudem darauf ab, Langzeitdaten zu sammeln, zu standardisieren und automatisiert auszuwerten, um bundesweite Populationstrends zu schätzen. Dieses Projekt wird insbesondere durch das Bundesamt für Naturschutz und das Bundesministerium für Umwelt unterstützt.
Angesichts der steigenden Bedrohungen durch Habitatzerstörung, Quartierverlust und das Insektensterben sind verlässliche Schätzungen des Gefährdungsstatus und Informationen über Populationsgrößen und langfristige Trends von äußerster Bedeutung. Nur so kann rechtzeitig gegen negative Entwicklungen vorgegangen werden und der Schutz der bedrohten Fledermausarten effektiv erfolgen. In diesem Zusammenhang spielen lokale Initiativen wie die der Naturwacht eine entscheidende Rolle.