
Die Zunahme von Diebstählen an Landmaschinen und hochwertiger Steuerungstechnik stellt Landwirte in Nordwest-Brandenburg vor große Herausforderungen. Die Polizei sieht in zahlreichen Fällen gewerbsmäßig handelnde Tätergruppen als verantwortlich, wobei die Ermittlung der Hintergründe sich als schwierig gestaltet. Ein Beispiel ist der Landwirt Christian Beckmann aus Pritzwalk, der in den letzten zwölf Monaten mehrfach bestohlen wurde. Seine Getreidepresse im Wert von 15.000 Euro wurde entwendet, nachdem die Diebe in seine Maschinenhalle einbrachen und die Presse vermutlich mit einem Traktor fortschafften. Diese Angriffe ereigneten sich alle in der Nähe der Autobahn 24.
Ein Nachbar von Beckmann blieb ebenfalls nicht verschont. Fünf Traktoren wurden aufgebrochen, was zu erheblichen Schäden durch den Diebstahl ihrer Monitor- und Steuerungstechnik führte. Laut aktuellen Berichten der Polizei gab es in den letzten vier Wochen drei solche Vorfälle. Dazu zählt der Diebstahl eines Baugerüsts in Wittenberge, der Sachschaden wird im mittleren fünfstelligen Bereich geschätzt. Auch aus einer landwirtschaftlichen Zugmaschine nahe Pritzwalk wurden hochwertige Bedienelemente im Wert von etwa 10.000 Euro gestohlen.
Ein besorgniserregendes Muster
Weitere Diebstähle aus der Region verdeutlichen, dass das Problem weitreichend ist. In Märkisch Linden gab es den Diebstahl eines Radladers und einer Kehrmaschine, dessen Gesamtschaden über 40.000 Euro beträgt. Besonders gravierend sind die Vorfälle in Wittstock/Dosse, wo elektronische Anbauteile im Wert von etwa 200.000 Euro entwendet wurden. Die Polizei berichtet von einem wachsenden Trend, auch Werkstätten aufzusuchen, um dort Werkzeuge zu stehlen. Diese Situation führt zu hohen Kosten für die Landwirte, die oft auf den Verlust sitzen bleiben, während ihre Versicherungsbeiträge aufgrund der Schäden steigen.
In der Grafschaft Bentheim, Niedersachsen, wurde kürzlich eine Lagerhalle aufgebrochen, wo die Täter eine zweistellige Anzahl an Bildschirmen und mehrere landwirtschaftliche Fahrzeuge entwendeten. Der Gesamtschaden ist hier auf etwa 80.000 Euro geschätzt worden. Auch im Emsland, im Unternehmen in Meppen, wurden Bedienterminals und GPS-Sender gestohlen, was einen weiteren Schaden von 34.000 Euro hinterließ. Diese Vorfälle zeigen deutlich, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handelt, sondern um ein besorgniserregendes Muster von Diebstählen im landwirtschaftlichen Sektor.
Präventionsmaßnahmen und Sensibilisierung
In Reaktion auf diese Entwicklung hat der Kreisbauernverband Prignitz eine Schulung zur Diebstahlsicherung abgehalten, an der über 20 Landwirte teilnahmen. Experten empfehlen, tragbare Geräte sowie Steuerungsgeräte von Traktoren abzunehmen und sicher zu verstauen, um das Risiko eines Diebstahls zu minimieren. Gleichzeitig sind die Landwirte aufgerufen, sich besser zu vernetzen und aufmerksam zu sein, da viele der Diebstähle auf gut organisierte, wahrscheinlich internationale Banden zurückzuführen sind. Eine Polizeisprecherin bestätigte die Festnahme eines Lastwagens an der polnisch-deutschen Grenze mit gestohlenen landwirtschaftlichen Maschinen, was ein Indiz für die grenzüberschreitende Dimension dieses Problems ist.
Zusätzlich setzt sich der niederländische Bauerverband LTO Noord aktiv für die Sensibilisierung der Landbevölkerung ein, um die Landwirte zu informieren und zu schützen. Gemeinsam müssen Landwirtschaft und Polizei neue Strategien entwickeln, um dem „mobilen Banditentum“ entgegenzuwirken. Die gestohlenen Traktoren werden oft ins Ausland verkauft, wie der Fall eines groningen Traktorenhändlers zeigt, der Mitte November drei nagelneue Traktoren im Wert von rund 100.000 Euro verlor, die später in Rumänien geortet wurden. Ob diese Traktoren zurückkommen oder die Täter gefasst werden, bleibt ungewiss.