
Der Personalmangel im öffentlichen Dienst hat in den letzten Jahren alarmierende Ausmaße angenommen. Aktuell fehlen im gesamten Sektor mindestens 551.500 Beschäftigte, wie der dbb ermittelte. Dies betrifft insbesondere die Bereiche Bildung, Gesundheit und Sicherheit, in denen die Arbeitsbelastungen kontinuierlich steigen.
Ein viel diskutiertes Thema in diesem Kontext ist die Situation in der Stadtverwaltung Brandenburg an der Havel. RBB-Reporterin Theresa Majerowitsch führte hierzu ein Interview mit Oberbürgermeister Steffen Scheller, in dem er die Herausforderungen der Stadtverwaltung beleuchtet und Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität für Auszubildende und Jobsuchende anspricht. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Berufsfeuerwehr, die mit einem hohen Stellenbedarf konfrontiert ist. Der Beitrag wird am Freitag, dem 24. Januar 2024, ab 19:30 Uhr in „Brandenburg aktuell“ ausgestrahlt, wie stadt-brandenburg.de berichtet.
Pensionswelle und zukünftige Herausforderungen
Die Pensionswelle, die seit Jahren diskutiert wird, betrifft mittlerweile einen erheblichen Teil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst. In den nächsten zehn Jahren werden voraussichtlich 1,36 Millionen Beschäftigte altersbedingt ausscheiden. Dies verstärkt den Druck auf die bereits angespannten Personalsituationen in den Kommunen und anderen staatlichen Einrichtungen. Eine umfassende Analyse der Personalsituation verweist darauf, dass auch neue Berufsgruppen wie Bundeswehrbeschäftigte und Richter in die Statistik einfließen müssen.
Die Umfrage von Übergang zu ‚Öffentlicher Dienst News‘ ergab, dass nahezu 75 % der Beschäftigten in ihrem Arbeitsumfeld unbesetzte Stellen verzeichnen. Die hohen Arbeitsbelastungen, die daraus resultieren, führen zudem zu einem Anstieg der Krankheitsausfälle, insbesondere im Kita-Bereich, wo Atemwegsinfekte und psychische Erkrankungen häufiger vorkommen. Ein Viertel der Befragten hat bereits innerlich gekündigt, was die Dringlichkeit eines effektiven Personalmanagements verdeutlicht.
Kritik an den Arbeitsbedingungen und Forderungen der Beschäftigten
In Anbetracht der prekären Lage fordern viele Beschäftigte in den bevorstehenden Tarifverhandlungen, die im Januar 2025 beginnen, Gehalts- und Besoldungssteigerungen. Eine Umfrage zeigt, dass 63 % der Beschäftigten sich eine Reduzierung der Arbeitszeit wünschen, während 42 % Entlastungen durch Modelle wie „Mehr Urlaub, statt Geld“ fordern. Gleichzeitig äußern 58 % der Teilnehmer Unzufriedenheit über die bestehende Bürokratie und die schleppende Digitalisierung der Arbeitsplätze.
Die Ergebnisse dieser Umfrage, an der über 7500 Beschäftigte teilnahmen, geben zusätzlich Anlass zur Sorge: Nur 18 % der Befragten sind mit ihrem Einkommen zufrieden. Eine klare Mehrheit der Teilnehmer sieht eine Dringlichkeit in der Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um die Attraktivität des öffentlichen Dienstes zu steigern.
Zusammenfassend steht der öffentliche Dienst in Deutschland am Scheideweg. Die Herausforderungen sind vielfältig und die Zeit drängt. Eine konstruktive Diskussion über die erforderlichen Reformen ist unerlässlich, um die wichtigen Aufgaben, die der Staat in der Gesellschaft erfüllt, auch zukünftig gewährleisten zu können.