Die Lauchhammer Files: Einblicke in die DDR-Tanzmusikkonferenz!
Am 11. Juli 2025 feierte das Theaterstück „Die Lauchhammer Files“ am TD Berlin Premiere, thematisiert die DDR-Kulturpolitik und den Einfluss westlicher Musik.

Die Lauchhammer Files: Einblicke in die DDR-Tanzmusikkonferenz!
Am 11. Juli 2025 feierte das Theater Discounter in Berlin die Premiere seines neuen Stücks „Die Lauchhammer Files“. In dieser packenden Inszenierung gehen die Theatermacher Janette Mickan und Historiker Lothar Berndorff weit zurück in die DDR-Geschichte und beleuchten die erste Tanzmusikkonferenz, die 1959 in Lauchhammer stattfand. Das Herzstück der Veranstaltung war die Auseinandersetzung mit der DDR-Kulturpolitik und dem Einfluss der westlichen Musik auf die sozialistische Gesellschaft. nachtkritik.de berichtet, dass die Konferenz im Kulturhaus John Schehr stattfand, wo der Umgang mit dem Boom des West-Schlagers und die Einführung des neuen Tanzes „Lipsi“ im Zentrum standen.
Die damalige SED hatte die Konferenz einberufen, um die Unterhaltungskultur der DDR zu modernisieren und die Jugend für sozialistische Rhythmen zu begeistern. Bei dieser Gelegenheit sollte der Lipsi, ein neuer Tanz, die populären Weststile wie Rock’n’Roll und Twist ersetzen. Dieser Tanz, der im Sechsvierteltakt ausgeführt wird, erlaubte sowohl gemeinsames als auch getrenntes Tanzen und wurde als „Paradebeispiel sozialistischer Nationalkultur“ angesehen. Walter Ulbricht, der damalige Staatschef, hoffte, dass der Lipsi bis Mai 1959 in den Kulturhäusern der DDR populär werden würde, berichtet mdr.de.
Kulturelle Undercurrents und Widerstände
Mit Darstellern wie Christine Rollar und Johannes Moss wird in „Die Lauchhammer Files“ nicht nur die Inszenierung der Konferenz lebendig, sondern auch die unterschiedlichen Perspektiven auf die sich rasant verändernde Kultur der DDR. Eine herausragende Figur des Stücks ist Judith Florence Ehrhardt, die als eine Art Zeitreisende durch das Geschehen führt und vor den möglichen Gefahren dieser kulturellen Manipulation warnt. Der Inhalt ist nicht nur akademisch; die Produktion regt auch zur Diskussion über die Verantwortung von Künstler*innen in einer unter Druck stehenden Demokratie an.
Ein zentrale Diskussionspunkt der Konferenz war die 60/40-Regel, die festlegte, wie viel westliche Musik im DDR-Rundfunk gespielt werden durfte. Diese Regel stellte viele Künstler vor Herausforderungen und verdeutlichte, wie der Einfluss der westlichen Kultur und Musikregime die sozialen Normen beeinflusste. Berndorff unterstreicht, dass der Versuch, das Denken der Jugend durch Musik zu beeinflussen, sowohl damals als auch heute nicht erfolgreich war. tagesspiegel.de führt weiter aus, dass Hörer*innen von Künstler*innen wie Helene Fischer politisch neutral bleiben können, während andere Musiker*innen sich klarer positionieren.
Ein Stück Zeitgeschichte
Die Inszenierung im TD Berlin möchte auch den aktuellen Zustand von Lauchhammer reflektieren, wo viele Häuser leerstehen und das Kulturhaus John Schehr fast in Ruinen liegt. Die Reenactment-Aufführung dauert 2 Stunden und 20 Minuten und inkludiert eine musikalische Begleitung einer Band, die hinter einem Stoffvorhang spielt. Diese kreative Auswahl bietet nicht nur einen Einblick in die Vergangenheit, sondern lässt bereitwillig Raum für die kritischen Fragen der Gegenwart. Karla Bork, vom Ministerium für Kultur, betont in Bezug auf diese kulturellen Paradigmenwechsel: „Sozialistische Kultur schließt das Vergnügen nicht aus“.