
Der Flughafen Leipzig/Halle steht vor enormen finanziellen Herausforderungen, die eine grundlegende Neuausrichtung erfordern. Wie der Vorstandsvorsitzende der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG), Götz Ahmelmann, erklärt, verzeichnete der Flughafen in den Nachtstunden eine hohe Verkehrsdichte, während tagsüber nur sporadische Flugbewegungen stattfinden. Der Flughafen wird häufig für Pilotentraining genutzt, was die geringen Passagierzahlen tagsüber weiter verstärkt. An der Anzeigetafel im Passagierterminal sind nur drei Destinationen bis zum nächsten Morgen angekündigt: Frankfurt, Wien und Istanbul. (FAZ)
Eine aktuelle Untersuchung von KPMG hat eine Finanzierungslücke von 145 Millionen Euro für die Jahre 2024 bis 2026 aufgedeckt. Die MFAG hat seit ihrer Gründung im Jahr 2000 nie einen Gewinn erzielt und kumulierte Verluste von 330 Millionen Euro in den Jahren 2013 bis 2022. Unterstützt wird die Finanzierung bis 2026 durch die Hauptgesellschafter Freistaat Sachsen mit 77 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 18 Prozent. Um den Anforderungen des Kreditvertrags gerecht zu werden, ist ein positives operatives Ergebnis bis 2026 erforderlich, wobei das Ziel darin besteht, das Ergebnis um 40 Millionen Euro zu drehen, um ein positives Betriebsergebnis zu erzielen.
Strategische Maßnahmen zur Sanierung
Der Flughafen hat einen neuen Rahmenvertrag mit DHL bis 2053 abgeschlossen, der sich positiv auf die Konditionen auswirkt und dazu führt, dass DHL künftig höhere Zahlungen leisten wird. Erste Einsparungen wurden bereits durch die Verdichtung von Arbeitsbereichen und die Vermietung von Büroflächen erzielt. Allerdings müssen bis zu 250 Arbeitsplätze abgebaut werden, vorwiegend durch natürliche Fluktuation. Gewerkschaft Verdi kündigt an, dass Stellenabbau in der Verwaltung bis 2026 zu erwarten sei und Einsparungen bei künftigen Tarifverhandlungen diskutiert werden. Das liegt vor allem auch daran, dass die Löhne der Mitarbeiter im Vergleich zu anderen großen Flughäfen, wie Berlin (BER), um 20-30 Prozent niedriger sind.
Das KPMG-Gutachten bestätigt die Wettbewerbsfähigkeit und Perspektiven der MFAG, die ein Restrukturierungs- und Transformationskonzept umsetzen will. Dies umfasst die Optimierung von Strukturen und Prozessen. Trotz der Schwierigkeiten gibt es positive Nachrichten: Das Frachtaufkommen des Flughafens übertraf mit fast 1,4 Millionen Tonnen das Vor-Corona-Niveau. Damit nimmt der Flughafen Leipzig/Halle im Frachtverkehr die Nummer zwei in Deutschland nach Frankfurt ein. Zugleich wurde der Flughafen Dresden im Vergleich benachteiligt und verzeichnete im Jahr 2024 weniger als 900.000 Passagiere, während der Flughafen Leipzig/Halle immerhin 2,2 Millionen Passagiere zählte.
Investitionen und zukünftige Perspektiven
Ein Investitionsprogramm mit einem Gesamtvolumen von rund 500 Millionen Euro wurde beschlossen, um weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen. Geplant ist, 30 zusätzliche Stellplätze für Frachtflugzeuge auf einem Areal von 39 Hektar zu schaffen. Ein 130 Hektar großes Gelände hinter den geplanten DHL-Flächen soll ebenfalls entwickelt werden. Diese Kombination aus Passagieren, Fracht und Immobilien will eine langfristige Perspektive für den Flughafen bieten.
Die Flughafengesellschaft sieht sich angesichts dieser Herausforderungen gezwungen, bis 2026 in die schwarzen Zahlen zu kommen. Trotz der guten Geschäfte im Frachtbereich und der Unterstützung der Landesregierung stellt dies eine enorme Herausforderung dar (MDR). Die Arbeiten sind noch in der Anfangsphase, und es bleibt abzuwarten, ob die geplanten Maßnahmen ausreichen, um den finanziellen Schwierigkeiten des Flughafens dauerhaft entgegenzuwirken. Die Zukunft des Flughafens Leipzig/Halle hängt damit entscheidend von der erfolgreichen Umsetzung dieser Sanierungsstrategien ab.