
Der Dokumentarfilm „Stasi FC“ beleuchtet die verhängnisvolle Verbindung zwischen Sport und Politik in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Unter der Regie von Daniel Gordon, Arne Birkenstock und Zakaria Rahmanizeigt der Film die Geschichte des BFC Dynamo, der in den 1970er und 80er Jahren nicht nur sportlich Erfolge feierte, sondern auch als wichtiger Teil eines repressiven politischen Systems betrachtet wird. Der frühere Spieler Falko Götz, der beim BFC Dynamo spielte und 1983 in die Bundesrepublik Deutschland floh, schildert im Film seine eindrucksvollen Erinnerungen und die Repressionen, die er und andere Spieler erfahren haben.
„Stasi FC“ fokussiert dabei insbesondere die Rolle von Erich Mielke, dem Chef der Staatssicherheit und Präsidenten des BFC Dynamo. Mielke hatte 1978 angekündigt, dass der BFC die Dominanz im DDR-Fußball übernehmen würde, ein Ziel, das er mit Manipulationen und Einschüchterungen durchsetzte. Falko Götz erinnert sich an die wöchentlichen politischen Versammlungen, die im Verein stattfanden, und schildert, wie das politische Klima auch den Sport beeinflusste. Obwohl die Spieler privilegiert waren und gelegentlich im Westen spielen konnten, waren sie sich der umgebenden Repressalien und des Drucks bewusst, der auf ihnen lastete.
Die Schatten der Stasi
Der Dokumentarfilm zeigt nicht nur die Erfolge des BFC Dynamo, sondern thematisiert auch die Schattenseiten des Fußballs in der DDR. Götz berichtet, dass zu seinen Zeiten einige Mitspieler als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) für die Stasi tätig waren, was ihn zutiefst schockierte. Zudem waren die Spiele des BFC Dynamo oft von parteiischen Schiedsrichterentscheidungen geprägt, was die Spieler als demütigend empfanden. „Es war peinlich, wenn ein Spiel beeinflusst wurde“, so Götz. Diese Erfahrungen spiegeln die turbulente Atmosphäre wider, die den DDR-Fußball prägte.
Politische Themen wurden in Götz’ Familie nicht offen besprochen, doch in der Zeit seiner Jugend wurde er sich der politischen Rolle bewusst. Der Mauerfall 1989 brachte für ihn eine neue Freiheit; erstmals konnte er seine Familie ohne Hürden treffen und die Trennung, die er während seiner Flucht erleben musste, hinter sich lassen. Die Einsicht in seine Stasi-Akten schockierte ihn und stellte die Überwachung seines Alltags in ein neues Licht. Er hatte jedoch das Gefühl, dass seine Karriere in der Bundesliga und seine Erfolge als Spieler ihm ein gewisses Maß an Schutz boten, trots der Stasi-Kontakte, die es während seiner Zeit im Fußball gab.
Der Wandel im deutschen Fußball
Der BFC Dynamo gilt heute als ein Symbol für die Verquickung von Sport und Staatsmacht in der DDR. Viele ehemalige Spieler, wie Lutz Eigendorf und Gerd Weber, erzählen von ihrer persönlichen Flucht und zeigen auf, wie tief die politischen Verhältnisse den Fußball in der DDR beeinflussten. Der Film beleuchtet die Entstehung des Fußballs in der DDR und die gesellschaftliche Bedeutung des Sports, während er sich mit dem Protest der Fans gegen den Einfluss der Politik beschäftigt. Diese Unzufriedenheit führte dazu, dass sich immer mehr Fans von den Spielen abwandten.
Nach der Wende erlebte der DDR-Fußball einen dramatischen Bedeutungsverlust, während viele Talente in den Westen abwanderten. Götz beobachtet die Diskrepanzen zwischen Ost und West, die seiner Meinung nach das Ergebnis zweier gegensätzlicher Systeme sind. Fußball könne jedoch eine wichtige Rolle bei der Überwindung dieser Unterschiede spielen. Die Förderung von Begegnungen und Integration ist für Götz ein zentraler Aspekt, den es zu fördern gilt.
„Stasi FC“ wurde im Jahr 2024 veröffentlicht und stellt die komplexen Beziehungen zwischen Fußball und Politik dar. Der Film erreicht ein breiteres Publikum, nachdem er zuerst auf Sky ausgestrahlt wurde und nun in die Kinos kommt. Mit einer Laufzeit von 90 Minuten bietet der Dokumentarfilm sowohl spannende Einblicke als auch kritische Reflexionen über das Erbe des DDR-Fußballs und die Herausforderungen, die bis heute bestehen. In der Tat bleibt das Erbe des BFC Dynamo ein vielschichtiges Kapitel deutscher Sportgeschichte, das immer noch zahlreiche Diskussionen anregt.